Fünf-Kirchen-Lieblingsradtour: Segensworte an unseren Kirchentüren In diesem Jahr bietet die Region 5KiNO allen Stadtradler/innen eine besondere Tour. Sie verbindet die fünf Kirchen im NordOsten. Eine anspruchsvolle Tour über Straßen, Wald- und Feldwege, bergauf und bergab. Mit Aussichtspunkten und einem Segenswort an jeder der fünf Kirchentüren. Die Segensworte können Sie ab sofort hier aufrufen. Die Tour stellen wir zur Verfügung, sobald das Stadtradeln beginnt. Viel Spaß und eine behütete Fahrt! Anne Dill und Charlotte Scheller
(ausgehend von einer Predigt von Bernd Abesser in: Werkstatt für Liturgie und Predigt 3/2021, S. 143f)
Manchmal wache ich nachts auf, schrecke hoch aus einem Traum. Und dann liege ich wach. Gedanken rattern durch meinen Kopf wie auf einer Achterbahn. Was die Geschäftigkeit des Tages verdrängt hat, kommt hervor, macht sich breit und ich komme nicht wieder in den Schlaf. Mit jemandem reden wär jetzt gut, aber es ist ja mitten in der Nacht.
„Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“
Was treibt einen um, dem solche Gedanken durch den Kopf gehen? Kann er nicht schlafen oder braucht er den Schutz der Dunkelheit? Warum dieses Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus laut Johannes mitten in der Nacht stattfindet, wissen wir nicht. Ist Nikodemus ein Grenzgänger oder sogar ein Grenzüber-schreiter? Er sucht den auf, der sich durch seinen Anspruch, von Gott zu kommen, über alle gesellschaftliche und religiöse Ordnung gestellt hat. Jesus, Gottessohn und Menschensohn.
Wer in jener Zeit dort unter der römischen Herrschaft und Kultur die Frage nach dem Sinn und Sein des Lebens stellt, kommt an Jesus nicht vorbei. Zu neu, zu radikal ist sein Auftreten, sind seine Worte. Nikodemus fragt nicht, er stellt fest: Rabbi, wir wissen, wer du bist. Wir! Die Pharisäer, die Glaubenswächter, diejenigen, denen Gottes Weisungen so sehr am Herzen liegen wie sonst keinem. Wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen. Keiner sonst kann so unerhörte Dinge tun. Nikodemus fragt sich: Wer ist dieser Jesus wirklich und wie fügt er sich in unsere religiöse Ordnung, unsere Tradition, unseren Jahrhunderte alten und festen Glauben?
Wenn es denn so wäre, Jesus, ein Lehrer von Gott, dann… ja was?
Kommt hier der Messias, auf den alle sehnsüchtig warten? Unerhörte Zeichen, oder soll man sagen Wunder, hat dieser Jesus getan: Wasser zu Wein verwandelt, einen Aufruhr im Tempelvorhof veranstaltet. Und er hat behauptet, den prächtigen Jerusalemer Tempel, immerhin 46 Jahre Bauzeit, in drei Tagen wieder aufzubauen, sollte er abgerissen werden.
Größenwahn! Gotteslästerung!
Was sollen Nikodemus und die Pharisäer von so einem halten, soll man ihn einfach ignorieren oder ist Gott wirklich auf seiner Seite?
Nikodemus muss mit ihm reden. Besser heimlich in der Nacht. Dass er mit Jesus redet, müssen nicht alle wissen. Danach kann er entscheiden.
„Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Und: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“
Jesus fragt nicht, was Nikodemus eigentlich will. Scheinbar übersieht er, was Nikodemus doch umtreibt, was doch alle umtreibt: Kann wieder heil werden, was zerbrochen ist zwischen uns und Gott, zerstört, verletzt und verloren?
Im Grunde sagt Jesus: Nikodemus, du hast keine Ahnung. Was weißt du schon von Wasser und Geist? Hast du begriffen, was Johannes der Täufer gesagt hat? Nein, denn sonst würdest du nicht mehr fragen.
„Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.“
Ja, aber wie soll das gehen? Neu geboren werden, wie soll man das machen? Man wird geboren, das geschieht mit einem; man kann das nicht selbst herbeiführen. Und wenn man schon auf der Welt ist, wie soll das denn funktionieren? Wasser und Geist - ja, du als Christ denkst da an die Taufe. Aber Nikodemus fragt sich selbst und er fragt Jesus: Wie, bitteschön, soll das gehen?
Gegenfrage statt Antwort. Du bist ein Lehrer Israels und weißt das nicht? Du, Pharisäer, angesehener Ausleger der Schrift, vertraut mit den Weisungen des Mose, innig verwurzelt in der Tradition und allen religiösen Regeln und Gebräuchen. Du weißt das nicht? Zwischen Nikodemus und Jesus ein tiefer Graben, vergeblich Nikodemus‘ Bemühungen um ein Gespräch auf Augenhöhe. Nichts ist hier zu spüren vom menschenfreundlichen Jesus. Liebevolle Zuwendung, davon kann hier nicht die Rede sein.
Nein, das ist kein entspanntes theologisches Gespräch, kein tastendes Suchen nach der Wahrheit. Diese Kontroverse zieht sich durch das ganze Johannesevangelium. Johannes legt in diese nächtliche Szene hinein, was ihn selbst umtreibt: der Graben, aufgerissen zwischen jüdischen Lehrern und Judenchristen. Zwischen denen, die nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels sehnsüchtiger denn je auf den Messias warten, und denen, die im gekreuzigten und auferstandenen Jesus Gottes Retter erkannt haben.
Ich verstehe Johannes so: Wer als Christ getauft ist, neu geboren aus Wasser und Geist, steht schon mit einem Bein in Gottes Reich und wartet nicht mehr. Es schmerzt Johannes, dass andere das nicht erkennen können oder wollen. Dass sie die christlichen Glaubensgeschwister aus den Synagogen vertreiben und ausgrenzen. Sie haben die Zeichen doch auch gesehen!
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage? Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn“.
Mag da einer ankommen von den Pharisäern, heimlich, in der Nacht, und Fragen haben, vielleicht eine Ahnung, was da durch Jesus auf diese Welt gekommen ist. Zu spät. Sie begreifen es sowieso nicht. Entweder neu geboren werden oder steckenbleiben im alten Leben. Die Schroffheit in der Rede Jesu ist kaum zu ertragen. Sie zeigt: Es ist ihm ernst. Es geht um Tod oder Leben. Sich ihm zuwenden, die Rettung in ihm sehen und annehmen, bedeutet Leben!
In dem Gespräch gibt es kein Auf Wiedersehen oder Gute Nacht. Nikodemus verschwindet im Dunkel. Wie er sich entscheidet, erfahren wir nicht. Johannes redet ja nicht zu den jüdischen Gelehrten. Er redet zu Christinnen und Christen, die nach Jesus fragen. Er will das Selbstbewusstsein der Christen mit jüdischem Hintergrund stärken.
Auch zweitausend Jahre später ist damit noch nicht alles erledigt. Was bedeutet uns Jesus von Nazareth, von dem Johannes sagt, dass er von Gott gekommen ist? Was ist unsere Hoffnung, unsere Sehnsucht? Darüber kann man durchaus nachts aufwachen und ins Grübeln kommen. Es gibt keine einfachen Antworten. Aber es gibt etwas, das wir dann tun können, wenn wir so wach liegen. Was wir uns von Nikodemus abschauen können: Aufstehen und zu Jesus gehen. Er ist von Gott gekommen. Zu mir! Ich kann ihm meine Fragen vorlegen und meine Ratlosigkeit. Meine Ideen, wie die Welt zu retten wäre. Wie Irdisches und Himmlisches zusammenkommen. Und den Kummer, für den mir die Worte fehlen. Ich bin getauft auf den Namen des Dreieinigen Gottes. Mit Wasser und Geist gesegnet. Das bedeutet: Jesus geht mit mir mit in die Tiefen meiner Fragen. Auch in die tödlichen. Sogar in den Tod geht er mit. Ich werde mit ihm auferstehen. Verstehen kann ich das in meinem Erdendasein nicht. Manches bleibt im Dunkeln in meinem Leben und Glauben.
Martin Luther hat mal gesagt: Ich muss täglich neu hineinkriechen in die Taufe. Eine Art umgekehrte Geburt. Zurückkehren in Gottes Schoß. Denn Seine Gnade reicht, so weit der Himmel ist. Amen.
Mittwochsgedanken zu Genesis 1,27 von Thomas Plate 2 Audios unter diesem Beitrag :-) Ein Vers ganz am Anfang der Bibel berührt mich jedes Mal, wenn ich ihn lese. Am Ende des sechsten Tages der Schöpfung nach Erschaffung des Menschen steht da:
„Und Gott sah an alles, was er geschaffen hatte, und siehe, es war sehr gut.“ An den vorhergehenden Tagen der Schöpfung steht immer: „Und Gott sah, dass es gut war.“
Also erst mit der Erschaffung von uns Menschen war es „sehr gut“. Doch was hatte Er denn alles vorher schon erschaffen: Himmel und Erde, die Gestirne, Land und Meer, Pflanzen, und die Tiere aller Art.
Im deutschsprachigen Bereich ist „sehr gut“ die beste Note, eine Eins! Als Christ und Kind Gottes gibt mir das Selbstvertrauen und Mut, ich bin kein fades Serien-stück aus einer Billigproduktion oder zweite Wahl mit leichten Mängeln. Nein, ich bin eine Schöpfung aus Gottes Hand, so zu sagen: handmade in heaven. Vielleicht denke ich manchmal (beim Gitarrespielen), dass meine Hände zu groß sind, ich eigentlich mehr Haare auf dem Kopf haben sollte oder ich eigentlich schneller denken könnte.
Genau dann weiß ich mich aber trotz aller meiner kleinen Macken und Fehler, Unzulänglichkeiten und Charakter-schwächen in Seiner Hand, von Seiner Hand individuell gemacht - aus der „Manufaktur Gottes“. Er hat mich genau so gewollt, ein Einzelstück, unverwechselbar, individuell, als Sein Kind und „geschaffen nach Seinem Bilde“. Und Gott sieht mich durch die Augen meines Herren Jesus Christus genau so an. Durch diese Gnade bin ich ohne Makel, auch wenn die Last der Welt mich verbiegt und mein Gesicht verzerrt. Ich bin geliebt und gewollt, angenommen und kostbar in Gottes Augen.
Und das kann ich mit Seiner Hilfe auch in meinem Gegenüber sehen – ein einzigartiges Kunstwerk aus Gottes Manufaktur - mein Mitmensch, Freund und Bruder oder Schwester in Christus.
zu Johannes 14,15-17.27 von Pastor Jae Joong Ahn, Evangelische Koreanische Gemeinde Göttingen
Als Jesus seine Jünger verließ, versprach er, jemanden in seinem Namen zu senden, um ihnen zu helfen, sie zu lehren, sie zu stärken und für sie zu sprechen. Deshalb nennen wir den Heiligen Geist nach den Worten Jesu Tröster, Helfer, Ratgeber. Der Heilige Geist ist auch der Advokat und Fürsprecher. Eigentlich wird Jesus in 1. Johannes 2,1 unser Beistand, unser Stellvertreter und vermittelnder Anwalt genannt. Jesus selbst nennt den Heiligen Geist den anderen Beistand, Helfer und Anwalt. So könnte man sagen, dass der Heilige Geist für den einzeln Glaubenden der Stellvertreter Christi ist, in dem Christus selbst gegenwärtig ist und der uns unsere Gotteskindschaft bezeugt, uns in jeder Lage beisteht und hilft und uns im Gebet vor Gott vertritt (Römer 8,26). Er vertritt unsere Sache mit unaussprechlichem Seufzen.
Heute hoffen wir, dass wir vor allem an den Heiligen Geist denken können, der uns tröstet. Der Heilige Geist ist der Geist Gottes und der Geist Christi. Er ist auch der Geist der Wahrheit. Dieser Heilige Geist kam und wirkte in Fülle an Pfingsten und damit begann die ursprüngliche Kirche. Alle, die sich in erster Linie zu Jesus Christus bekennen, sind diese Menschen des Heiligen Geistes und diejenigen, die berufen sind, das zu tun, was der Heilige Geist tut.
Seit mehr als einem Jahr brauchen die Welt, die von der Corona-Pandemie zerbrochen, kaputt und verletzt wurde, und die Menschen, die verletzt, hilflos und hoffnungslos sind, jetzt besonderen Trost. Die Welt stöhnt und leidet. Wir bedürfen des Trostes.
In der Geschichte vom Pfingstwunder überwindet der Heilige Geist so Angst und Resignation. Die Botschaft von Liebe und Versöhnung, vom Sieg über den Tod, soll weitergesagt und weitergelebt werden: privat, familiär, kirchlich und auch gesellschaftlich. Alle Christinnen und Christen sollen Botschafter des Trostes und der Versöhnung sein. Der Heilige Geist als Tröster wirkt überall da, wo uns etwas vom Geist der Liebe, der Versöhnung und des Friedens ins Herz und in die Seele geschrieben ist. Angst und Scheitern, Hass und Neid, schwere und qualvolle Abschiede, diese bleiben in der Welt, aber sie sollen im Lichte des Heiligen Geistes nicht das letzte Wort behalten, denn Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost. Ich habe die Welt überwunden“. Amen.
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