mein Name ist Anne Schlüter, ich bin 26 Jahre als und Studentin der evangelischen Theologie.
Ich freue mich sehr, im Rahmen meines Studienpraktikums die Arbeit in Ihrer Gemeinde miterleben zu dürfen! Seit vergangenem Wochenende begleite ich nun Pastorin Charlotte Scheller.
Auf der Klausur des Kirchenvorstandes in Hofgeismar durfte ich dabei bereits Ihre gewählten Vertreterinnen und Vertreter, sowie Vikarin Anne Dill und Diakonin Sylke Schander kennenlernen. Mit Vorfreude blicke ich auf die kommenden Wochen und freue mich besonders darauf, mit Ihnen gemeinsam Gottesdienst zu feiern sowie die verschiedenen Bereiche des Gemeindelebens zu entdecken.
Gerne möchte ich Sie an dieser Stelle auch herzlich zu einem Themenabend einladen, den ich für Sie vorbereiten werde. Dieser findet am 30.09.20. um 19 Uhr im Saal der Christophorus Kirche statt. Das Thema lautet: Costa Rica – Pura Vida? Nachdem ich drei Semester lang Theologie in San José studiert habe, werde ich dort meine Erfahrungen und Eindrücke bezüglich Kultur, Religion und Gesellschaft des beliebten Urlaubslandes mit Ihnen teilen und freue mich darauf, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Herzlich willkommen!
Lukas 19,1-10 (Zachäus), gelesen und kommentiert von Tim Schunke Audio weiter unten auf dieser Seite Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.
Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
Diese Bibelstelle wirkt für mich sehr einfach. Man kann sich die darin geschilderten Ereignisse lebendig bildlich vorstellen. Schön wirkt an diesem Text dabei zudem der Gedanke, dass Jesus hier unbeirrt trotz aller Widerstände an einem Menschen und an etwas Gutem im Menschen festhält.
Obwohl die Menschen Zachäus berechtigterweise vieles vorwerfen, hält Jesus an ihm fest und kommt zu ihm. Auch deshalb gefällt mir diese Bibelstelle, neben anderen, besonders.
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Predigt-Impuls zu Apg 6,1-7
Das sind doch nichts als leere Worte! Du musst deinen Worten Taten folgen lassen, sonst bist du unglaubwürdig! Was wir Menschen sagen und was wir Menschen tun, sind ganz oft zwei verschiedene Dinge. Sehr genau lässt sich dieses Phänomen am Anfang des neuen Jahres beobachten. Die guten Vorsätze sind groß und vor allem sind es meist viele, die auf Umsetzung warten. Bei mir warten sie häufig sehr lange auf Umsetzung, diese guten Vorsätze. Wie sieht das bei Ihnen aus? Warten die Vorsätze auch noch? Wenn ja, ist das nächste neue Jahr nicht mehr so weit entfernt und wir könnten unsere alten Vorsätze zu unseren neuen Vorsätzen machen. Aber wie geht es uns selbst damit, wenn unsere Vorsätze oder unsere Versprechungen an uns und andere so sehr von unseren Taten abweichen? Der amerikanische Sozialpsychologe Leon Festinger hat dafür einen Begriff festgelegt: Kognitive Dissonanzen. Er bezeichnete damit all unsere Handlungen, die sich widersprüchlich zu unseren Meinungen und Überzeugungen zeigten. So sperrig sein Begriff auch ist – „kognitive Dissonanzen“ – so treffend ist seine Sperrigkeit für unser Gefühl, das bei einer kognitiven Dissonanz entsteht: Wir sind von etwas überzeugt, erzählen vielleicht sogar voller Freude von unseren Plänen und Zielen und in der Realität stellen wir dann fest, dass es so nicht funktioniert, dass wir unsere Pläne gar nicht umsetzen können, dass wir die hoch gesteckten Ziele nicht erreichen.
So oder so ähnlich muss es bereits den ersten Jüngern Jesu ergangen sein, denn in der Apostelgeschichte erfahren wir davon, dass auch sie nicht alle Aufgaben gleichzeitig erledigen konnten. Die Apostel waren vor allem für das Gebet, also für die Worte zuständig, dabei kamen recht schnell die guten Taten zu kurz. Aber hört selbst: „In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. 2Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und zu Tische dienen. 3Darum, liebe Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Geistes und Weisheit sind, die wollen wir bestellen zu diesem Dienst. 4Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. 5Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Proselyten aus Antiochia. 6Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten ihnen die Hände auf. 7Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.“ Aus der Geschichte erfahren wir, dass die Apostel einige ihrer wichtigsten Aufgaben an geeignete Menschen abgeben. Stephanus, Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus waren also die ersten Christen, die diakonisch tätig waren. Sie zeigten durch Taten der Liebe, wie das Versorgen der bedürftigen Witwen mit Essen, dass die Worte der Apostel nicht nur leere Worte waren. Neben den Worten stehen die Taten und somit konnten sich die Apostel wieder auf ihre Gebete und Worte besinnen und wussten, dass die Taten nicht ausblieben.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diese Geschichte sehr erleichternd finde. Sie zeigt mir, dass schon von Beginn an die Aufgaben untereinander verteilt wurden. Der eine war für das Zuhören und Beten zuständig, der andere für die ganz praktische Hilfe durch die Versorgung mit Lebensmitteln. Keine musste alles allein bewerkstelligen. Jede war mit ihren Gaben gerne gesehen und jeder wurde mit seinen Aufgaben und Begabungen willkommen geheißen. Lässt sich diese biblische Geschichte evtl. auf unsere kognitiven Dissonanzen übertragen? Ich denke irgendwie schon. Wir dürfen auch mit unseren großen Aufgaben und Zielen gnädig umgehen. Vielleicht manchmal weniger versprechen, dafür mehr handeln, dabei aber ganz bewusst auf unsere Möglichkeiten schauen und vor allem andere mit einbeziehen. Jede nach ihren Gaben und jeder mit seiner Begabung. Wann haben Sie zuletzt etwas mit jemand anderem zusammen geschafft? Gibt es Ziele und Aufgaben, die Sie in Zukunft lieber zusammen angehen sollten? Fest steht, dass einer bzw. eine bei all unseren Vorhaben an unserer Seite ist und das ist Gott. Seine heilige Geistkraft schenkt uns Mut und Zuversicht. Sein Sohn, Jesus Christus, hat uns gezeigt, dass wir Menschen sind und Fehler machen. Doch Gott ist genauso derjenige, der uns mit unseren Gaben und Begabungen geschaffen hat. Gott sieht uns so an, wie wir einst sein werden und er legt seinen Segen auf unser Tun und auf unser Wort. Mit all den kognitiven Dissonanzen, aber mit der Beruhigung, dass wir damit umgehen lernen und dass wir es schaffen, unter seinem Segen seine Taten und Worte zu tun.
Lieblingsbibeltext Johannes 21,1-14, gelesen und kommentiert von Moritz Scheller
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Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so:
Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.
Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten‘s nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.
Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich ins Wasser. Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.
Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot. Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.
Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.
Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt’s ihnen, desgleichen auch die Fische.
Das ist nun das dritte Mal, dass Jesus den Jüngern offenbart wurde, nachdem er von den Toten auferstanden war.
Luther-Übersetzung 1984
Der Text ist wenig abgehoben und handelt von einfachen Leuten in alltäglichen Situationen. Und er zeigt mir, dass Jesus auch im Alltag für mich da ist.
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Predigt zu 1Kor3,9-17, 12. n.Tr., 30.8.2020, Christophorus
Seit ein paar Wochen wächst etwas vor dem Fenster meines Büros: Ein neues Haus. Die Diakonie Christophorus baut. Geräumige Zimmer für Bewohnerinnen und Bewohner. Drum herum, wo vorher die Festwiese war, entsteht eine Grünfläche. Eine Pflanzung und ein Sportplatz für Spiel und Erholung im Freien. „Grüne Mitte“ wird sie heißen. Menschen aus der Gemeinde und aus dem Christophorushaus werden sie nutzen und sich hier begegnen. Mitten im Leben. Das wird ein Fest!
Der Polier zeigt mir die Baustelle. Eine Platte aus Beton trägt das Gebäude. Das Fundament, auch Gründung genannt. Sie schützt die Mauern vor Frost und Hitze. Verteilt die Lasten der Aufbauten und leitet sie an den Boden ab. Verhindert, dass die Wände Risse kriegen, wenn der Boden von Regen unterspült wird oder zu trocken. Zwei Etagen sind schon darauf gebaut. Fenster- und Türöffnungen sind erkennbar. Wer wird da wohnen, wem werde ich zuwinken? Die ersten Häuser der Diakonie stehen schon 56 Jahre. Genau wie unsere Kirche. Mehrere Generationen sind hier schon ein- und ausgegangen. In der Gemeinde wurde gebetet, gelernt, gestritten und gefeiert, Menschen und Dinge auf den Weg gebracht. Schutzlose haben Asyl gefunden. Im Christophorus-Haus haben Leute mit besonderen Bedürfnissen ihr Zuhause gefunden. Gemeinde und Diakonie rücken näher zusammen. Zwei Seiten einer Medaille. Die Grund-Elemente der christlichen Gemeinschaft: Gottesdienst und Dienst am Nächsten.
Eine Baustelle hat auch der Apostel Paulus vor Augen, als er den Christen in Korinth schreibt. Paulus hat die Gemeinde gegründet und ist ihr besonders verbunden. Korinth ist Provinzhauptstadt, zwei Häfen, Menschen aus aller Welt treffen hier aufeinander, Kulturen und Religionen. Es gibt Armut, Gewalt und Sklaverei. Es gibt Spannungen auch in der Gemeinde. Da streiten Paulus-Anhänger mit denen eines geistlichen Führers namens Apollos darum, wie Christsein geht in dieser Zeit. Wer ist nun Apollos, schreibt Paulus weiter oben, wer ist Paulus, und antwortet selbst: Diener, durch die ihr gläubig geworden seid.Ich habe gepflanzt, schreibt er, und er hat begossen. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Ein Diener pflanzt, der andere begießt die Pflänzchen und Gott macht, dass es gedeiht im Garten. Mit dem Bauwerk scheint es anders zu sein. Ich nach Gottes Gnade habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister, sagt Paulus nicht gerade bescheiden. Ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Und jetzt stellt er klar, welches Fundament er gelegt hat. Worauf sich die Gemeinde in Korinth gründet. Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.
Welche Baustelle hat Paulus vor Augen? Vielleicht den Tempel in Jerusalem, eine Dauerbaustelle damals. Oder eine Baugrube in Korinth. Die Gemeinde ist noch im Entstehen, aber offenbar ist man dabei, sich zu zerstreiten. Es gibt Gruppen, jede hat ihren eigenen Entwurf und eigene Leitbilder und die gehen nicht zusammen. Deshalb erinnert Paulus an die gemeinsame Grundlage. Es gibt kein anderes Fundament, sagt Paulus. Der einzige Grund für unsere Gemeinschaft ist Christus.
Auf diesem Fundament lässt sich vieles aufbauen. In allen Jahrhunderten haben Architekten das Bekenntnis zu Christus sichtbar gemacht. Die große St. Jacobi-Kirche zeigt, wem die Ehre gebührt. Christus zur Rechten des allmächtigen Gottes. Ihr Ableger aus dem 20. Jahrhundert, unsere Kirche, unauffällig im Stadtteil, sagt dasselbe in einer anderen Sprache. Christus, ganz nah bei den Menschen.
Der Grund ist gelegt. Nun kommt es darauf an, was ihr darauf baut. Und womit. Die Diakonie Christophorus baut mit Stahlbeton und Yton-Steinen. Paulus hat andere Baustoffe vor Augen. Gold, Silber und aufwendig behauene Steinquader, bei Luther heißen sie „Edelsteine“. Diese teuren Materialien wurden im Tempel in Jerusalem verwendet. Die ärmlichen Behausungen anderswo werden mit Holzschindeln gedeckt, mit Schilf oder Stroh. Im Fall eines Brandes sind sie schnell zerstört. Und dass es brennt, fürchten die Menschen. Sie fürchten aber auch Gottes Gericht am Ende der Zeit. Ein Feuer, in dem alle vergehen müssen, die nicht auf Gott gebaut haben.
Wir sind Gottes Mitarbeiter, sagt Paulus. In einer lutherischen Gemeinde in Boston
leben überwiegend alleinerziehende schwarze Frauen. Die Pastorin erzählt uns strahlend vom Weihnachtsmorgen. Zur Jesus Birthday Party in der Kirche sind alle Kinder eingeladen und jedes bekommt Süßigkeiten und ein neues Kleidungsstückgeschenkt. Später zeigt sie uns die Löcher im Dach ihrer Pfarrwohnung. In der Düsseldorfer Neanderkirche wird das Evangelium mit Saxofon, Drums und Jazzgesang verkündet. In Melle-Buer liegen auf dem Kirchengrund Altenwohnungen, damit Leute, die nicht viel Geld haben, im Alter gut leben können, inmitten der Gemeinde.
Wir sind Mitarbeiterinnen Gottes. Wir bauen die Gemeinde mit und sind verantwortlich für ihre Pflege. Jede an einem anderen Platz. Jeder gleich wichtig. In dem Haus, das da entstanden ist und immer wieder umgebaut wird, ist viel Platz. Es gibt die unterschiedlichsten Räume und immer wieder neue Entwürfe.
Nicht alle Gebäude sind für die Ewigkeit. Manche werden abgerissen oder werden einem neuen Zweck gewidmet. Nicht nur einer Kirche kann es so gehen, auch einem einzelnen Menschen. Kann sein, ich stelle eines Tages fest: Die Wände meines Lebenshauses haben Risse bekommen. Die Beziehung ist ein Strohfeuer. Die Arbeit weggebrochen. Das ehrenamtliche Engagement nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Meine Körperkräfte haben mich verlassen oder mein Lebensmut und ich habe keinen neuen Plan. Kann sein, ich habe alles selbst in den Sand gesetzt. Ich nehme Schaden. Vielleicht füge ich auch anderen Schaden zu. Alles wankt. Ich habe mich von Gott um Lichtjahre entfernt. Aber Gott findet immer neue Wege zu mir. Christus auf seinem Weg ans Kreuz. Ein Mensch, der sich mir ohne Vorbehalt zuwendet. Es ist nicht beliebig, sagt Paulus, was ich baue und womit. Aber mein Heil hängt nicht davon ab. Mein Heil hängt an Christus. Er ist mein Retter. Der Grund meines Lebens. Den kann keiner einreißen. Der bleibt für immer und ewig.
Wisst ihr nicht, sagt Paulus, dass ihr Gottes Tempel seid, dass Gottes Geist in euch wohnt? Das ist eine ziemliche Zumutung. Und ein starkes Zutrauen. Wir selbst sind also Gebäude. Wände und Fenster und Türen, auf der Liebe Christi gebaut. Aus uns soll Gottes Lob herausklingen. Bei uns können andere reinschauen, vielleicht sogar ein Zuhause finden. An der Christophoruskirche inmitten der Diakonie kann man sehen: Es gibt immer was zu bauen. Aber das Fundament steht fest.
Lukas 15,11-24, vorgelesen und kommentiert von Gertrud Wiesenfeldt. Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Teil der Güter, das mir gehört. Und er teilte ihnen das Gut.
Und nicht lange darnach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog ferne über Land; und daselbst brachte er sein Gut um mit Prassen. Da er nun all das Seine verzehrt hatte, ward eine große Teuerung durch dasselbe ganze Land, und er fing an zu darben. Und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit Trebern, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.
Da schlug er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot die Fülle haben, und ich verderbe im Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!
Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater.
Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringet das beste Kleid hervor und tut es ihm an und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße, und bringet ein gemästet Kalb her und schlachtet's; lasset uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. (Luther-Übersetzung 1912)
Die Freude des Vaters
Nach dem Gleichnis vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Groschen ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn das dritte im Lukasevangelium. Es erzählt vom Vater und den zwei Söhnen. Ich gehe hier auf das, was vom jüngeren Sohn erzählt wird, ein. Dieser will das Leben in vollen Zügen genießen, lässt sich vom Vater auszahlen und zieht hinaus in die große Welt. Türe und Tore stehen ihm offen, er kostet alle Freuden des Daseins aus, bis er pleite ist. In seiner Not steigt er vom hohen Ross herunter, sucht auf erbärmliche Weise durchzukommen, bis ihm klar wird: So darf es nicht weitergehen. Kehre um!
Und dann die riesengroße Freude des Vaters, als er den Sohn kommen sieht. Der Vater muss schon lange Zeit auf den Sohn gewartet und immer wieder nach ihm Ausschau gehalten haben. Und als der Sohn in Sichtweite ist, läuft ihm der Vater entgegen und schließt ihn in die Arme.
Dieser Schluss ist das wahre Evangelium.
Ich besitze eine Grafikkopie von Paul Sinkwitz. Dargestellt wird, wie der Vater mit offenen Armen dem reuigen Sohn entgegen geht.
Ich lege in Gedanken ein zweites Bild des Vaters daneben. Sein Gesicht ist strahlend, voller Freude. Und als Überschrift dieses Gleichnisses vom Himmelreich wähle ich: Der zurückgekehrte und erwartete, willkommen geheißene Sohn oder noch besser die Freude des Vaters über die Rückkehr des Sohnes.