was trotzdem ging, was wir neu entdeckt haben, wie wir einander nahe bleiben konnten.
Zahlreiche Spenden für Bedürftige, für Gemeindearbeit, für die Post in den Briefkästen.
Sorgen und Freuden am Telefon, offene Kirche, Gespräche auf den Bänken vor der Kirche, Hausandachten im Luisenhof und im Christophorushaus.
Abschiede von nahe stehenden Menschen, Verbundenheit im Gebet, eine Taufe und zwei Konfirmationen, Kirchenvorstands-Klausur, Gottesdienste auf dem Kirchplatz, Telefonkonferenzen, Spaziergänge, Video-Andachten, Examensgottesdienst, ein neuer Lektor für uns und in 5KiNO.
Und in der Stadt, im Land und in der Welt? Corona im Vordergrund, Schauspieler des Theaters singen im Innenhof des Altenheims, Urlaub in Deutschland und auf dem Balkon, die Not der Flüchtlinge in den Lagern, die vielen Toten mit und ohne Corona, die Wahl in den USA, Fußball ohne Zuschauer, Brexit und europäische Nachbarschaftshilfe, Erdbeben und brennende Wälder, Gottesdienst im Autokino und im Internet, Theater und Musik auf neuen Wegen.
Das Erarbeiten eines Impfstoffes, das Rettungsschiff im Mittelmeer. Einige Millionen Spenden für Menschen in Not – überall auf der Welt.
Schlaglichter, subjektiv, unvollkommen wie unsere Wahrnehmung. Unsere Freuden und Sorgen bringen wir vor Gott. Die Gedanken an Menschen, die wir kennen, und an andere, die genauso Gottes Nähe brauchen.
Das Jahr mit allem, was war, legen wir zurück in Seine Hände.
Predigt zur Jahreslosung 2021, Lukas 6,36 (Charlotte Scheller und Anne Dill)
"Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist."
Bevor Sie die Predigt lesen, bitten wir Sie eine Kerze und ein Feuerzeug/Streichholz bereitzulegen.
AD: An Silvester schaue ich immer zurück. Es passiert ganz automatisch. Spätestens kurz vor zwölf. Ich frage mich: Was war gut in diesem vergangenen Jahr? Und: Was hätte ich gern anders gehabt?
Wie wird das neue Jahr werden? Ich bitte Gott, dass er dabei ist.
CS: Für das Zurückschauen und das Nach-Vorne-Denken ist uns die Jahreslosung an die Hand gegeben: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lk 6,36). Nehmen Sie sich mit uns eine Minute Zeit zum Zurückschauen: Wo habe ich mich in diesem Jahr nach Barmherzigkeit gesehnt? Wo habe ich Barmherzigkeit durch einen anderen erfahren? Wo bin ich jemandem barmherzig begegnet?
Vielleicht entsteht ein Bild, eine Momentaufnahme.
[…]
AD: Vielleicht ist ein schönes Bild vor unseren Augen entstanden, an das wir gern zurückdenken. Vielleicht hat das Bild auch graue Einschläge, weil nicht alles gut war. Weil wir uns nach der Barmherzigkeit eines anderen gesehnt haben, weil wir verletzt worden sind oder selbst jemanden verletzt haben. Was war, können wir nicht mehr ändern. Aber Gott schaut das Geschehene unendlich liebevoll an. Wir können es ihm, dem himmlischen Vater, in die Hände legen.
CS:„…wie auch Euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ Himmel steht gar nicht da, aber ich denke es wie selbstverständlich mit. Ist Barmherzigkeit vor allem eine Eigenschaft Gottes? Was heißt Barmherzigkeit? Ein Herz für die Armen haben – das würde zur lateinischen Übersetzung passen: miseri cordias. Jedenfalls ist das Herz betroffen. Schaut man im Althochdeutschen nach, sind auch andere Körperteile einbezogen. „Barm“ kann mit „Schoß“ oder „Busen“ übersetzt werden. Wo das Leben entsteht. Wo sich ein kleines Kind beim Vater oder der Mutter birgt und Nahrung findet und Trost.
AD: Das ist sehr körperlich. Jesus nennt in einer anderen Rede sieben Werke der Barmherzigkeit (Matthäus 25): Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Nackte kleiden, Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde aufnehmen, Tote bestatten. Das ist das, was Jesus wichtig ist und wonach er fragt. Er hat Menschen Mut und Kraft zum Leben gegeben. So sind wir auch geschickt, Leben zu ermöglichen, Nahrung zu geben und zu trösten. Mit Händen, Füßen und dem Herzen. Das hört sich viel und groß an, aber ich kann mit einem kleinen Schritt anfangen. Einem Durstigen eine Flasche Wasser kaufen oder dem frierenden Musiker vor dem Bahnhof einen heißen Kaffee bringen.
CS: Das Problem ist, dass man sich dabei dann gut fühlt. Aber es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, er ist wirklich arm und ich sitze auf einem sehr hohen Ross, wenn ich so „barmherzig“ bin.
AD: Wenn du es wirklich nur machst, weil du dir oder anderen zeigen willst, wie toll du bist, dann ist es wirklich ein Problem. Aber es geht gar nicht darum, dass es jemand mitkriegt. Vielleicht sieht es ja keiner und du sagst es keinem und es bleibt zwischen dir und dem anderen und Gott. Jesus sagt in dieser Rede: „Das habt ihr mir getan“. Das ist eine andere Art von gutem Gefühl. Es geht nicht um mich selber, sondern um den, der mir gegenüber ist.
CS: Aber irgendwie geht es auch um mich. Wenn ich auf diese menschliche Weise barmherzig bin, kann sich auch etwas in mir verändern. Es kostet mich Überwindung, ins Krankenhaus zu gehen. Die Gerüche. Die verstellbaren Betten. Die Geräusche der Überwachungsmaschinen. Ich ziehe mir einen Stuhl an das Bett des Kranken. Wir wechseln einen Blick. Ich singe etwas oder lese vor. Wir teilen einen kostbaren Moment.
AD: Vor einigen Jahren saß ich am Bett einer Sterbenden. Nicht aus Barmherzigkeit. Sondern weil ich bei ihr sein wollte. Sie ist jeden Tag schwächer geworden.
Ich habe es kaum ausgehalten. Mir haben die Worte gefehlt.
Erst viel später habe ich es anders gesehen: Es war Gott, der da mit mir und uns beiden barmherzig war. Weil es diese Zeit für uns beide gab.
CS: Wir können Gott um seine Barmherzigkeit bitten. Im Gottesdienst laden wir ein, ein Licht am Gebetsleuchter anzuzünden, der heute an der Krippe steht. Wenn Sie mögen, können Sie sich nun auch zu Hause einen Moment Zeit nehmen und die Kerze anzünden. Für einen anderen Menschen oder für sich selbst.
(…)
AD: „Seid barmherzig“ – zu wem sagt Jesus das eigentlich? „Euch, die ihr zuhört“, steht da. Zuerst sind das wohl seine Jünger. Und dann alle, denen seine Worte etwas sagen. Die mit ihm unterwegs sind. Wir. Was wir machen, hängt nicht davon ab, was andere davon halten. Dem barmherzigen Samariter ist egal, dazu sagen, was er gerade tut. Er kümmert sich nicht um seine Kleidung. Er lässt sich von seinem Weg abbringen und von seinem Zeitplan. Ihm ist auch egal, um wen er sich da kümmert. Er fragt nicht danach, ob er jemals ein Dankeswort bekommt. Gott schickt ihn. Vielleicht merkt er das selbst gar nicht.
CS: Ich bin oft nicht gut im Barmherzig-Sein. Aber der Vater im Himmel ist es ja. Er freut sich unendlich, wenn eins seiner Kinder zu ihm zurückkommt. Egal was vorher war. Ob man Gründe hatte, es ohne ihn zu versuchen oder es einfach versemmelt hat. Jesus zeigt, Gott hat offene Arme. An ihm kann ich mich festklammern, wenn meine eigene Barmherzigkeit nicht mal bis zu dem Menschen in der Wohnung nebenan reicht. Gott erbarmt sich meiner Unbarmherzigkeit.
AD: Auf unserem Bild zur Jahreslosung sind Kinder. Sie stehen am offenen Fenster und schauen erwartungsvoll den an, der ihnen etwas gibt. Sie sind hungrig. Sie haben kein Problem, das anzunehmen, was ihnen gegeben wird. Im Gegenteil, sie erwarten es sogar.
Jesus sagt, das ist die einzig wahre Haltung gegenüber Gott. Wie ein Kind zu sein, das alles von ihm erwartet. Weil er selbst die Barmherzigkeit ist.
Und er ging hinein und zog durch Jericho. Und siehe, da war ein Mann, mit Namen Zachäus genannt, und der war ein Oberzöllner und war reich. Und er suchte Jesus zu sehen, wer er sei; und er konnte es nicht wegen der Volksmenge, denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, damit er ihn sehe; denn er sollte dort durchkommen. Und als er an den Ort kam, sah Jesus auf und erblickte ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilends herab! Denn heute muss ich in deinem Haus bleiben. Und er stieg eilends zu ihm herab und nahm ihn auf mit Freuden. Und als sie es sahen, murrten alle und sagten: Er ist eingekehrt, um bei einem sündigen Mann zu herbergen. Zachäus aber stand und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güte gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist, denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.
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Menschen sind gern mit ihresgleichen zusammen, mit solchen, die so ähnlich sind und denken wie sie selbst. Parteifreundinnen und Parteifreunde fühlen sich wohl unter Gleichgesinnten, Sekretärinnen unter Sekretärinnen, wohlmeinende Gemeindemitglieder tauschen sich gerne untereinander aus. Wer anders ist, hat es da schon schwerer.
Zachäus zum Beispiel, der Oberzöllner, also der schlimmste von allen, der sich mehr bereichern konnte als seine „normalen“ Kollegen, ist unbeliebt, ob zu Recht oder zu Unrecht.
In die heutige Zeit versetzt stelle ich mir die Szene auf dem Bahnhof vor. Jesus, oder, wem dies anmaßend erscheint, ein sehr, sehr charismatischer Mensch soll mit dem Zug ankommen. Ein verhasster Industrieller und Umweltsünder steigt auf seine Koffer auf dem Gepäckwagen, um besser sehen zu können. Ihm ist egal, ob das lächerlich wirkt. Der Ankömmling sieht ausgerechnet zuerst ihn an und sagt: Hey, was geht? Gibt es was Leckeres zu essen bei dir? Die anderen – mit der richtigen Gesinnung – sind sauer. Damit hat der Industrielle nicht gerechnet; er wollte erst mal nur schauen. Er ist überwältigt, macht weitreichende Versprechen. Jesus spricht ihm zu: Auch du gehörst dazu, manches war bei dir nicht so okay, aber dazu bin ich ja da, dass sich das ändert. Wer sich schon mal außenvor gefühlt hat, kann sich getrost auf diesen Zuspruch einlassen.
Internationales Gebet am Weihnachtstag: Indonesische PERKI-Gemeinde - Internationale missionarische Gemeinde - Koreanische Gemeinde - Christophorusgemeinde, mit Gedanken aus der Blessed Hope Fellowship, Philippinen. Außerdem Lieder in Indonesisch, Koreanisch, Englisch, Deutsch. In der zweiten Folge (unten) ein Weihnachts-Trio, arrangiert von Jihwan Hong. Orgel: Martin Begemann. Mit großem Dank an unser Christophorus-Team und alle Mitwirkenden!
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Internationales Gebet am Weihnachtstag: Indonesische PERKI-Gemeinde - Internationale missionarische Gemeinde - Koreanische Gemeinde - Christophorusgemeinde, mit Gedanken aus der Blessed Hope Fellowship, Philippinen. Außerdem Lieder in Indonesisch, Koreanisch, Englisch, Deutsch. Orgel: Martin Begemann.
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Wir danken sehr herzlich Marianne Westendorf und Reinhart Wilfroth (Lesungen), Hedwig Szakács (Musik) und besonders Anne Dill, Colja Ossadnik und Paul Kaczor für die Nachschicht!
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