Begegnung im Bahnhof - Lieblingsbibeltext von Heike Amouei

Wed, 30 Dec 2020 15:43:39 +0000 von Charlotte Scheller

Zachäus, der Oberzöllner – Lukas 19, 1-10

Und er ging hinein und zog durch Jericho. Und siehe, da war ein Mann, mit Namen Zachäus genannt, und der war ein Oberzöllner und war reich. Und er suchte Jesus zu sehen, wer er sei; und er konnte es nicht wegen der Volksmenge, denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, damit er ihn sehe; denn er sollte dort durchkommen. Und als er an den Ort kam, sah Jesus auf und erblickte ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilends herab! Denn heute muss ich in deinem Haus bleiben. Und er stieg eilends zu ihm herab und nahm ihn auf mit Freuden. Und als sie es sahen, murrten alle und sagten: Er ist eingekehrt, um bei einem sündigen Mann zu herbergen. Zachäus aber stand und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güte gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist, denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.

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Menschen sind gern mit ihresgleichen zusammen, mit solchen, die so ähnlich sind und denken wie sie selbst. Parteifreundinnen und Parteifreunde fühlen sich wohl unter Gleichgesinnten, Sekretärinnen unter Sekretärinnen, wohlmeinende Gemeindemitglieder tauschen sich gerne untereinander aus. Wer anders ist, hat es da schon schwerer.

Zachäus zum Beispiel, der Oberzöllner, also der schlimmste von allen, der sich mehr bereichern konnte als seine „normalen“ Kollegen, ist unbeliebt, ob zu Recht oder zu Unrecht.

In die heutige Zeit versetzt stelle ich mir die Szene auf dem Bahnhof vor. Jesus, oder, wem dies anmaßend erscheint, ein sehr, sehr charismatischer Mensch soll mit dem Zug ankommen. Ein verhasster Industrieller und Umweltsünder steigt auf seine Koffer auf dem Gepäckwagen, um besser sehen zu können. Ihm ist egal, ob das lächerlich wirkt. Der Ankömmling sieht ausgerechnet zuerst ihn an und sagt: Hey, was geht? Gibt es was Leckeres zu essen bei dir?  Die anderen – mit der richtigen Gesinnung – sind sauer. Damit hat der Industrielle nicht gerechnet; er wollte erst mal nur schauen. Er ist überwältigt, macht weitreichende Versprechen. Jesus spricht ihm zu: Auch du gehörst dazu, manches war bei dir nicht so okay, aber dazu bin ich ja da, dass sich das ändert. Wer sich schon mal außenvor gefühlt hat, kann sich getrost auf diesen Zuspruch einlassen.
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