zu Johannes 10,11a.27-28 (Audio unter diesem Beitrag) „Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ Wochenspruch Johannes 10, 11a. 27–28a
Pfarrwiese Roringen. Die Schafe sind wieder da. Sie kommen mehrmals im Jahr, für ein paar Wochen, bis sie die Wiese kahlgefressen haben. Und gedüngt. Die Pfarrwiese hat schattenspendende Bäume. Leckere Kräuter und Wildblumen. Einen kleinen Bach. Trampelpfade über Stock und Stein.
Wir haben uns kennengelernt im Laufe der Zeit, die Schafe und ich. Ihr Blöken ist mir vertraut geworden. Wenn ich sie rufe, kommen sie angetrabt. Sie kennen meine Stimme und begrüßen mich. Irgendwann kehren sie mir den Rücken und wenden sich wieder dem Grasen und Widerkäuen zu.
Ich bin der gute Hirte, sagt Jesus. Meine Schafe kennen meine Stimme. Ich kenne sie. Sie folgen mir. Ich gebe mein Leben für sie. Ich gebe ihnen das ewige Leben.
Das ist viel mehr als ein Schafhirte seinen Tieren geben muss. Selbst wenn er ein guter Hirte ist. Es ist wie zwischen Eltern und Kindern. Ein Säugling erkennt die Mutter an der Stimme. Und Mutter oder Vater würden ihr Baby unter Tausenden heraushören, wenn es schreit oder lacht. So eng ist die Beziehung zwischen dem Guten Hirten und seinen Schafen. So liebevoll. So unzertrennlich. Er liebt sie mehr als sein eigenes Leben.
Wie gut, denke ich, dass er auch mein Hirte ist. Er kennt mich; unter Tausenden hört er meine Stimme heraus. Wenn ich in Not bin. Oder wenn ich lache. Und wenn ich mich abwende von ihm, zu beschäftigt, um ihm zu antworten, weil mich die Sorgen des Tages total einnehmen oder weil ich auf alten Verletzungen herumkaue? Dann geht er mir nach. Sammelt mich wieder ein. Durch einen Menschen, ein Lied, einen Frühlingssonnenstrahl öffnet er mir wieder die Tür zu Gottes Haus. Hier und in der Ewigkeit.
am Sonntag Misericordias Domini zu Hesekiel 34 in Auswahl
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600 vor Christus:
Ezechiel saß am Fluss von Babylon und war leer. Er fand keine Worte mehr vor Trauer und Mutlosigkeit.
Die Könige und die Minister Israels, die eigentlich hätten Hirten für ihr Volk sein sollen, hatten es stattdessen ins Elend geführt, in die Verbannung. Sie hatten mit den falschen Mächten paktiert, Gefahren falsch eingeschätzt und ihre Armen ausgebeutet. Die Babylonier hatten schließlich den Tempel zerstört und sie aus Jerusalem fortgeschleppt.
Jetzt saß er hier, weit entfernt von seiner Heimat, in einem fremden Land, und wusste nicht mehr ein noch aus. Doch plötzlich wich seine Resignation und Ezechiel spürte neue Kraft! Er sprang auf und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. Er fühlt wieder etwas! Er ist wütend! Und plötzlich verstand er, was da mit ihm geschah:
Es waren Gottes Worte, die ihn belebten. Gott legte seine eigenen Worte in seinen Mund. Gott selbst sprach durch ihn und klagt an:
Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?
Aber ihr esst das Fett und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr nicht weiden. Das Schwache stärkt ihr nicht, und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt.
Siehe, nun gehe ich gegen die Hirten vor und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen.
Ca. 2121 Jahre später - 1521 nach Christus:
Der junge Theologieprofessor Martin Luther aus Wittenberg wurde durch Kaiser Karl V. in Worms verhört. Er war auf Grund der Inhalte seiner 95 Thesen als Ketzer angeklagt.
Denn Luther hatte seinerseits angeklagt:
Die Bischöfe und den Papst, die eigentlich hätten für ihr Volk Hirten sein sollten.
Aber in Luthers Augen hatten sie die Menschen kleingehalten, ihnen Angst vor einem strafenden Gott eingeflößt und den Armen mit dem Ablasshandel den letzten Penny genommen. Sie hatten den Menschen den direkten Zugang zu Gott verwehrt, indem sie alles durch ihre kirchlichen Institutionen kontrollierten.
Wehe den Hirten (…), die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?
Da stand er nun vor dem Kaiser und sollte widerrufen, was er geschrieben hatte. Doch er konnte es nicht. Alles in ihm sträubte sich dagegen. Stattdessen sagte Luther:
„Ich kann und ich will nicht widerrufen, weil weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun. (…) Ich glaube weder dem Papst noch den Konzilen allein, weil es offensichtlich ist, dass sie oft geirrt und sich selbst widersprochen haben. Gott helfe mir. Amen“.
Luther kam durch das Lesen der Heiligen Schrift zu einem anderen Standpunkt als Bischöfe und Papst. Hatte nicht Gott selbst die selbstsüchtigen Hirten angeklagt, die ihre Herde vernachlässigt hatten?
Noch einmal 500 Jahre später.
Die Pflegerin Evelyn Müller auf der Intensivstation des Göttinger Klinikums war verzweifelt. Die letzten Tage, Wochen und Monate über hatte sie COVID-19 Patienten an Beatmungsgeräte angeschlossen und versorgt. Viele davon waren gestorben. Aber inzwischen lagen nur noch unter 80-jährige Patienten hier, weil die älteren inzwischen geimpft waren. Die Jüngeren starben nicht so schnell, weil ihr Immunsystem noch stärker war. Deshalb blieben sie länger auf der Station, was zu einer größeren Knappheit der Betten und zu noch mehr Arbeit führte…
Einen Corona-Zuschlag hatte Evelyn trotz der schweren Arbeit noch nicht erhalten. Da gab es noch bürokratische Hürden. Und überhaupt:
Von ihrem niedrigen Lohn kam Evelyn gerade so über die Runden. Eine grundsätzliche Lohnerhöhung war vor kurzem bei Tarif-Verhandlungen von der katholischen Caritas ausgebremst worden. Und auch die evangelische Diakonie hatte sich ganz passiv verhalten und stillschweigend dabei zugesehen.
In Ihrer Not griff Evelyn zur Bibel und las:
So spricht Gott der Herr: Wehe den Hirten (…), die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? (…)
Ja, dachte Evelyn. Predigten die kirchlichen Träger nicht nach außen hin Nächstenliebe und Solidarität mit den Schwachen? Evelyn las weiter:
Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. (…)
Ich will meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. Ich will sie auf die beste Weide führen, und auf den hohen Bergen in Israel sollen ihre Auen sein; (…) Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der Herr.
Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der Herr.
Wo, um alles in der Welt, war denn dieser Hirten-Gott heute, wo es bei ihr trüb und finster aussah, dachte sich Evelyn. Und warum wurde eigentlich immer von einem Hirten gesprochen?
War es nicht die Aufgabe eines Hirten, sich liebevoll um die Schwachen, Kranken und Leidenden zu kümmern, was man heute im Volksmunde mit der sogenannten Care-Arbeit bezeichnete? Und wurde diese schwere Aufgabe nicht überwiegend von Frauen verrichtet, die Kinder betreuten oder Eltern und Großeltern pflegten und dafür gar nicht bezahlt wurden oder in schlecht bezahlten Care-Berufen arbeiteten, als Erzieherin oder, wie Sie selbst, Evelyn, als Intensivkrankenschwester?
Waren es nicht überwiegend Männer, die seit Jahren die Politik in Staat und die Kirchen dominierten? Die eigentlich hätten Hirten sein sollen aber sich dann persönlich bereicherten, wie neulich erst wieder bei der Maskenaffäre?
Für Evelyn stand fest: Der Gott, der sie suchte und sie erretten wollte aus ihrem trüben und finsteren Ort, der Gott, der ihr nachging, ihr beistand und sie verstand, dieser Gott war kein Hirte. Er war eine Hirtin.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
nacherzählt von Charlotte Scheller Audio unter diesem Beitrag
Das Johannesevangelium erzählt eine Reihe von Ostergeschichten. In der Begegnung mit dem Auferstandenen werden Menschen ermutigt. Sie folgen dem Auftrag Jesu: Geh hin und sag es weiter!
Ich stelle mir vor, aus Jerusalem kommt ein Schreiber nach Galiläa. Er erkundigt sich, was es mit diesem Jesus auf sich hat, der auferstanden sein soll. Der Schreiber heißt Rufus. Auf der Suche nach Menschen, die Jesus gekannt haben, trifft er auf Maria von Magdala. Ich stelle mir ein Gespräch zwischen ihnen vor.
Rufus: Bist du Maria, Maria von Magdala, die Jesus gekannt hat?
Maria: Ja, ich bin Maria. Wer bist du und was willst du von mir?
Rufus: Ich bin Rufus, Schriftgelehrter. Ich komme, weil die Gemeinde von Jerusalem mich beauftragt hat. Ich soll für sie alles über, nun ja, das leere Grab herausfinden. Du warst doch die erste, die damals erfahren hat, dass Jesus – angeblich - auferstanden ist?
Maria: Ja und nein.
Rufus: Was soll das heißen? Entweder ja oder nein!
Maria: Sagen immer noch einige Leute in Jerusalem, wir verbreiten über Jesus Lügen?
Rufus: Deshalb bin ich hier. Ich soll Licht in die Sache bringen. Ich werde alle Leute fragen, die dabei waren. Ich werde alles aufschreiben, was wirklich geschah.
Maria: Also gut.
Rufus: Nun erzähl schon!
Maria: Ich war bei euch in Jerusalem. Am dritten Tag nach dem Schrecklichen. Jesus war tot. Der liebste Mensch, den ich hatte. Ich bin zu dem Grab gegangen mit einer Flasche Öl. Ich wollte ihn einreiben. Wenigstens seinem toten Körper etwas Gutes tun. Als der Feiertag endlich vorbei war.
Rufus: Vorher war Sabbat. Da durftet ihr keine Arbeit tun.
Maria: Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich den großen Stein vor dem Grab wegbewegen kann. Aber der Stein war nicht mehr da.
Rufus: Wie das?
Maria: Er war weg! Ich dachte, jetzt haben sie Jesus weggenommen. Seine Feinde haben den Körper von Jesus gestohlen.
Rufus: Gestohlen? Warum sollten sie?
Maria: Ich dachte, sie wollten, dass wir ihn gar nicht mehr sehen, nicht mal seinen Leichnam. Damit wir noch trauriger sind.
Rufus: Das klingt ziemlich verrückt. So viel Aufwand wegen eines einfachen Wanderpredigers!
Maria: Für uns war er nicht bloß ein Prediger. Er war – er ist unser bester Freund.
Ich habe den anderen Bescheid gesagt, Simon und Johannes. Sie sind gekommen und ins Grab hineingegangen.
Rufus (schüttelt sich): Und?
Maria: Da waren nur die Tücher, in die sein Körper eingewickelt war. Die Freunde sind wieder weggegangen. Ich bin geblieben. Ich wusste nicht, wohin. Ich weinte und weinte,
Rufus (ungeduldig): Ja, ja. Und weiter?
Maria: Schließlich habe ich vorsichtig ins Grab geschaut. Zuerst dachte ich, ich träume. Drinnen war es hell. Wo der Kopf von Jesus gelegen haben musste, saß ein Mann mit weißem Gewand. Da, wo die Füße gewesen waren, ein anderer. Sein Kleid leuchtete ebenso weiß.
Rufus: Gespenster!
Maria: Nein Engel. Boten von Gott. Frau, was weinst du, fragen sie mich. Ich sage: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
Rufus (zu sich selbst): Sie hat ihn wirklich gern gehabt.
Maria: Ich sehe mich draußen um. Vielleicht ist irgendwo im Friedhofsgarten eine Spur von ihm. Da steht plötzlich ein Mann vor mir und spricht mich an. Frau, was weinst du, wen suchst du?
Rufus: Vielleicht einer vom Friedhof.
Maria: Der Gärtner, denke ich. Herr, sage ich im Vorbeigehen, wenn du ihn weggenommen hast, dann zeig mir doch, wo er ist. Ich will ihn mit duftendem Öl einreiben. – Ich gehe Richtung Ausgang, der Mann hinter mir her. Maria, ruft er.
Rufus: Er kannte dich?
Maria: Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Unter tausenden würde ich diese Stimme heraushören. Es ist Jesus! So oft hat er meinen Namen genannt. Hat mich getröstet, mir Mut gemacht, mit mir gelacht. Ich drehe mich um und sehe ihn an. Er sieht anders aus, aber er ist es. Rabbuni, rufe ich. Meister! Ich will auf ihn zustürmen, ihn umarmen, seine Hände berühren …
Rufus (seufzt): Schön.Ende gut, alles gut.
Maria: Du hast ja keine Ahnung. Rühr mich nicht an, sagt er. Ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Du, geh zu meinen Brüdern und sage ihnen, dass ich zu meinem Vater gehe, der auch euer Vater ist, und zu meinem Gott, der auch euer Gott ist.
Rufus: Das klingt wie ein Rätsel.
Maria: Ich habe überhaupt nichts verstanden außer: Jesus ist am Leben! Er hat den Tod besiegt, wie er gesagt hat. Er geht zu Gott im Himmel.
Rufus: Also war er erst da und dann wieder weg?
Maria: Er ist noch da. Auch wenn wir ihn nicht mehr sehen. Ich habe es den anderen erzählt. Alles, was er gesagt hat. Die Trauer war wie weggeblasen. Wir wussten: Jesus lebt. Er kennt uns. Er nennt uns beim Namen. So ist es immer noch.
Was ist den Jüngerinnen und Jüngern Jesu geschehen, dass sie nach seinem Tod nicht mutlos geblieben sind? Sie sind fröhlich ins Leben zurückgekehrt nach all dem Schrecklichen. Ihre Zuversicht ermuntert und stärkt Menschen bis heute. Und das, obwohl Trauer und Zweifel nicht ausgeblendet werden. Es ist mehr, es ist etwas anderes als die Feststellung: Das Leben muss weitergehen. Es hat etwas mit den Erfahrungen zu tun, die diejenigen, die an Jesus festhalten, mit ihm machen. Nach seinem Tod. Gegen alle Vernunft. Und doch mitten im Leben. Sie erfahren im wahrsten Sinne des Wortes Lebens-Hilfe von Gott. In der Begegnung mit Jesus.
Wir haben von Thomas gehört. Er ist nicht dabei, als Jesus in den ängstlich verschlossenen Kreis der trauernden Jünger eintritt. Er kann nicht glauben, bevor er sehen, anfassen, begreifen darf. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben, sagt Jesus. Aber er kommt noch einmal. Und Thomas, der Zweifelnde, darf ihn sehen, seine Wunden berühren, mit ihm reden. Mein Herr und mein Gott, sagt er und bekennt so: Ich glaube. In Jesus ist Gottes Kraft. Er soll über mein Leben bestimmen.
Und die Geschichte am See Genezareth. Ein Déjà-vu für die Jünger. Sie waren da, am See, als sie Jesus das erste Mal trafen. Er ermutigte sie, die Netze auszuwerfen, obwohl sie schon die ganze Nacht gefischt hatten. Und nichts gefangen. Sie warfen ihr ganzes Fischerwissen über Bord und fuhren nochmal raus. Mitten am Tag. Im Licht seiner Gegenwart. Und fingen so viel, dass die Netze rissen. Dann hat Jesus sie weggeholt von ihren Fischernetzen und zu Menschenfischern berufen. Zu solchen Leuten, die sein Wort weitersagen und Menschen gewinnen für das Leben mit ihm. Jetzt, nachdem er gestorben ist, sind sie wieder am See. Das Wasser ist ruhig. Ein leichter Wind geht. Die aufgehende Sonne färbt den See. Das Licht des Ostermorgens. Sieben Jünger sind da zusammen. Simon Petrus und Thomas, Nathanael, die beiden Zebedäus-Söhne Jakobus und Johannes und zwei andere. Ein Lagerfeuer. Sie braten Fisch und rösten Brot. Ein Mann kommt dazu. Ein Schreiber aus Jerusalem. Er heißt Rufus und spricht sie an. Petrus und Johannes antworten.
Rufus: Mmmh, das duftet!
Petrus: Setz dich doch und iss mit uns!
Rufus: Sehr freundlich, aber ich will euch nichts wegessen.
Johannes: Papperlapapp, es ist genug da. Ich brech dir ein Stück vom Brot ab.
Petrus: Nimm auch was von dem Fisch. Heiß, eben gebraten über dem Feuer hier.
Rufus: (mit vollem Mund) Schmeckt köstlich.
Johannes: Du bist Rufus, stimmt‘s?
Rufus: Du kennst meinen Namen!
Johannes: Kunststück. Die Leute reden von einem Schreiber aus der Stadt, der Rufus heißt …
Petrus: … und hierher nach Galiläa gekommen ist, weil er alles über Jesus wissen will.
Johannes: Bei uns bist du an der richtigen Adresse.
Petrus: Vor allem bei meinem Freund hier. Darf ich vorstellen: Johannes, der Blitzmerker.
Johannes: Und Petrus, der Fels. Keiner hängt treuer an Jesus als er. Hier, nimm noch Brot.
Rufus: Am Brotbrechen sollt ihr Christen ja zu erkennen sein.
Petrus: Wir teilen das Brot, wie Jesus es immer mit uns geteilt hat.
Rufus: Heute habt ihr auch Fisch.
Petrus: Wie an dem einen Morgen, als wir hier am See waren. Jesus war tot.
Johannes: Nein, er war auferstanden.
Petrus: Jedenfalls war er nicht mehr da. Wir wussten nicht, was wir machen sollten. Ich bin fischen gegangen.
Johannes: Wir sind mitgegangen. Ich und Thomas und Nathanael und die anderen, wir waren sieben Leute.
Petrus: Wir waren die ganze Nacht mit dem Boot draußen auf dem Wasser. Aber wir haben keinen einzigen Fisch gefangen. Es fing schon an, hell zu werden. Es hat keinen Zweck, sagten wir. Wir fahren zurück. Und da stand einer am Ufer.
Rufus: Wer stand da?
Petrus: Ein Mann. Er rief: Kinder, habt ihr nichts zu essen?
Johannes: Wir sagten: Nein. Da sagt er: Werft das Netz nochmal ins Wasser, hier rechts vom Boot, dann findet ihr was.
Rufus: Es war doch schon Morgen! Fängt man nicht nachts die Fische?
Petrus: Das wissen wir auch. Wir sind Fischer. Aber wir machten, was er sagte. Diesmal wurde das Netz voll. Unglaublich viele Fische haben wir gefangen, mitten am Tag.
Johannes: Ich wusste auf einmal: Es ist Jesus.
Petrus: Wie gesagt, Johannes ist der Schlauste von uns.
Johannes: Und Petrus der Tatkräftigste. Er hat sein Gewand festgebunden und sich ins Wasser geschmissen. Zwanzig Hechtsprünge, und er war am Land.
Petrus: Die anderen sind mit dem Boot gekommen. Sie haben das Netz gezogen.
Johannes: Am Ufer war schon ein Feuer an, so wie das hier, mit Fischen und Brot drauf. Jesus sagte: Bringt was von den Fischen, die ihr gefangen habt!
Petrus: Ich hab geholfen, das Netz aufs Land zu ziehen. Hundertdreiundfünfzig große Fische, ein Wunder, dass es gehalten hat.
Johannes: Jesus rief uns: Kommt her, wir wollen zusammen essen!
Rufus: Woher wusstet ihr, dass es Jesus war?
Petrus: Er hat uns Kinder genannt.
Johannes: Er hat das Brot genommen und es gebrochen und mit uns geteilt. So, wie es eben nur Jesus macht.
Rufus: Damals wart ihr nur sieben Freunde. Jetzt seid ihr viele.
Petrus: (lacht) Hundertdreiundfünfzig oder noch mehr. In Galiläa und Jerusalem und anderswo.
Johannes: Auch wenn wir nicht immer alle am selben Ort sind, wir halten zusammen.
Rufus: So wie das Netz mit den Fischen?
Johannes: So wie das Netz. Es ist ein Bild. Es zeigt: Wir sind verbunden. Wir können uns aufeinander verlassen.
Petrus: Wenn wir zusammen sind, brechen wir das Brot und teilen es. Es
gibt uns Kraft. Wir sehen und schmecken, wie freundlich Gott ist. Wir wissen: Jesus ist bei uns.
Rufus: Hast du noch ein Stück von deinem leckeren Brot für mich?
Petrus: (mit vollem Mund) Hier, nimm, es ist genug da.
In dieser Geschichte wird die Berufung der ersten Jünger neu erzählt. Erinnerung und Gegenwart sind eins. Jetzt sind sieben Jünger zusammen. Eine besondere Zahl, die Sieben. Sie zeigt Vollkommenheit an. Die da am See sind, stehen für alle, die mit Jesus unterwegs sind bis heute. Sie tun, was Jesus ihnen sagt. Auch wenn ihre Erfahrung dagegen spricht. Sie vertrauen auf sein Wort. Sie geben es weiter und laden Menschen ein, mit seinem Wort zu leben. Sich seinem Namen gegen den Tod zu stellen und für das Leben einzusetzen.
Jesus geht den Freunden nach, als sie mutlos sind und nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen nach seinem Tod. Er ist geduldig mit ihren Zweifeln, ihrem Missverstehen, ihrem blinden Eifer, alles richtig zu machen, mit ihrer Angst. So geht er uns auch nach. So wartet er auf uns, bis wir begreifen, uns nicht mehr fürchten und weitergehen mit ihm.
Mit ihnen sind wir verbunden durch die Zeiten und über die ganze Welt. Anders als beim ersten Fischfang reißt das Netz nicht. Weil wir es nicht selbst zusammenhalten. Jesus verbindet uns. Amen.