Beim Namen genannt. Eine Ostergeschichte zu Johannes 20,1.11-18

Wed, 14 Apr 2021 18:29:53 +0000 von Charlotte Scheller

nacherzählt von Charlotte Scheller
Audio unter diesem Beitrag

Das Johannesevangelium erzählt eine Reihe von Ostergeschichten. In der Begegnung mit dem Auferstandenen werden Menschen ermutigt. Sie folgen dem Auftrag Jesu: Geh hin und sag es weiter!
Ich stelle mir vor, aus Jerusalem kommt ein Schreiber nach Galiläa. Er erkundigt sich, was es mit diesem Jesus auf sich hat, der auferstanden sein soll. Der Schreiber heißt Rufus. Auf der Suche nach Menschen, die Jesus gekannt haben, trifft er auf Maria von Magdala. Ich stelle mir ein Gespräch zwischen ihnen vor.
 
Rufus:            Bist du Maria, Maria von Magdala, die Jesus gekannt hat?
Maria:             Ja, ich bin Maria. Wer bist du und was willst du von mir?
Rufus:            Ich bin Rufus, Schriftgelehrter. Ich komme, weil die Gemeinde von Jerusalem mich beauftragt hat. Ich soll für sie alles über, nun ja, das leere Grab herausfinden. Du warst doch die erste, die damals erfahren hat, dass Jesus – angeblich - auferstanden ist?
Maria:            Ja und nein. 
Rufus:            Was soll das heißen? Entweder ja oder nein!
Maria:            Sagen immer noch einige Leute in Jerusalem, wir verbreiten über Jesus Lügen?
Rufus:            Deshalb bin ich hier. Ich soll Licht in die Sache bringen. Ich werde alle Leute fragen, die dabei waren. Ich werde alles aufschreiben, was wirklich geschah.
Maria:            Also gut.
Rufus:            Nun erzähl schon!
Maria:            Ich war bei euch in Jerusalem. Am dritten Tag nach dem Schrecklichen. Jesus war tot. Der liebste Mensch, den ich hatte. Ich bin zu dem Grab gegangen mit einer Flasche Öl. Ich wollte ihn einreiben. Wenigstens seinem toten Körper etwas Gutes tun. Als der Feiertag endlich vorbei war. 
Rufus:            Vorher war Sabbat. Da durftet ihr keine Arbeit tun. 
Maria:            Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich den großen Stein vor dem Grab wegbewegen kann. Aber der Stein war nicht mehr da. 
Rufus:            Wie das?
Maria:            Er war weg! Ich dachte, jetzt haben sie Jesus weggenommen. Seine Feinde haben den Körper von Jesus gestohlen.
Rufus:            Gestohlen? Warum sollten sie? 
Maria:             Ich dachte, sie wollten, dass wir ihn gar nicht mehr sehen, nicht mal seinen Leichnam. Damit wir noch trauriger sind.
Rufus:            Das klingt ziemlich verrückt. So viel Aufwand wegen eines einfachen Wanderpredigers!
Maria:            Für uns war er nicht bloß ein Prediger. Er war – er ist unser bester Freund. 
                        Ich habe den anderen Bescheid gesagt, Simon und Johannes. Sie sind gekommen und ins Grab hineingegangen. 
Rufus (schüttelt sich): Und?
Maria:            Da waren nur die Tücher, in die sein Körper eingewickelt war. Die Freunde sind wieder weggegangen. Ich bin geblieben. Ich wusste nicht, wohin. Ich weinte und weinte,
Rufus (ungeduldig): Ja, ja. Und weiter?
Maria:            Schließlich habe ich vorsichtig ins Grab geschaut. Zuerst dachte ich, ich träume. Drinnen war es hell. Wo der Kopf von Jesus gelegen haben musste, saß ein Mann mit weißem Gewand. Da, wo die Füße gewesen waren, ein anderer. Sein Kleid leuchtete ebenso weiß. 
Rufus:            Gespenster!
Maria:             Nein Engel. Boten von Gott. Frau, was weinst du, fragen sie mich. Ich sage: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 
Rufus (zu sich selbst): Sie hat ihn wirklich gern gehabt.
Maria:            Ich sehe mich draußen um. Vielleicht ist irgendwo im Friedhofsgarten eine Spur von ihm. Da steht plötzlich ein Mann vor mir und spricht mich an. Frau, was weinst du, wen suchst du? 
Rufus:            Vielleicht einer vom Friedhof. 
Maria:            Der Gärtner, denke ich. Herr, sage ich im Vorbeigehen, wenn du ihn weggenommen hast, dann zeig mir doch, wo er ist. Ich will ihn mit duftendem Öl einreiben. – Ich gehe Richtung Ausgang, der Mann hinter mir her. Maria, ruft er. 
Rufus:            Er kannte dich?
Maria:             Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Unter tausenden würde ich diese Stimme heraushören. Es ist Jesus! So oft hat er meinen Namen genannt. Hat mich getröstet, mir Mut gemacht, mit mir gelacht. Ich drehe mich um und sehe ihn an. Er sieht anders aus, aber er ist es. Rabbuni, rufe ich. Meister! Ich will auf ihn zustürmen, ihn umarmen, seine Hände berühren …
Rufus (seufzt): Schön. Ende gut, alles gut. 
Maria:            Du hast ja keine Ahnung. Rühr mich nicht an, sagt er. Ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Du, geh zu meinen Brüdern und sage ihnen, dass ich zu meinem Vater gehe, der auch euer Vater ist, und zu meinem Gott, der auch euer Gott ist.
Rufus:            Das klingt wie ein Rätsel.
Maria:            Ich habe überhaupt nichts verstanden außer: Jesus ist am Leben! Er hat den Tod besiegt, wie er gesagt hat. Er geht zu Gott im Himmel.
Rufus:            Also war er erst da und dann wieder weg?
Maria:            Er ist noch da. Auch wenn wir ihn nicht mehr sehen. Ich habe es den anderen erzählt. Alles, was er gesagt hat. Die Trauer war wie weggeblasen. Wir wussten: Jesus lebt. Er kennt uns. Er nennt uns beim Namen. So ist es immer noch. 
Bestätigen

Bist du sicher?