(Zum Hören im mp3-Format weiter unten auf dieser Seite)
Gedanken beim Glockenläuten oder jederzeit am Tag (Mittwoch, 25. März 2020)
Gedanken beim Glockenläuten oder jederzeit am Tag (Mittwoch, 25. März 2020)
„Gelobt sei Gott, der Vater allen Trostes, der uns tröstet in aller unsrer Bedrängnis, damit auch wir trösten können mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden“, schreibt Paulus im zweiten Brief an die Korinther.
Anne Dill:
So fing letzten Sonntag die Epistel an. Ich habe mir vorgenommen, mit diesem Vers durch die Woche zu gehen. Ich will darauf achten, wo ich diesen Trost spüren kann. Abends erinnere ich mich immer zurück an das, was an dem Tag war. Zumindest an den letzten drei Tagen ist mir immer etwas eingefallen. Eigentlich waren es nur ganz kleine Sachen. „Hey, geht‘s dir gut“, hat mir mein Bruder bei What’sApp geschrieben. Er wollte mir nur kurz zeigen, dass er an mich denkt, und ich hab mich gefreut. Ich wusste, ich bin nicht allein, wir sind verbunden auch über die Entfernung hinweg.
Charlotte Scheller:
Ich denke an ein Schälchen Erdbeeren. Es erinnert mich an einen Nachbarn. Er wusste, dass ich Kummer habe. Er rief mich an: „Komm rüber, ich habe Erdbeeren gekauft.“ Ich dachte, ich kriege keinen Bissen runter. Er sagte: „Jetzt wird gegessen“. Ich musste nichts sagen. Er war mir nah. Seither schmecken Erdbeeren für mich tröstlich.
Anne Dill:
„Damit auch wir trösten können mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden“. Eigentlich gar nicht schwer. Ich schreibe auch einer Freundin: „Wie geht’s dir? Ich denke an dich!“ Kann ihr etwas weiterschenken von dem Trost, den ich bekomme. Dabei muss ich gar nicht selbst völlig getröstet sein. Ich werde weiter getröstet von den anderen oder von Gott durch die anderen.
Charlotte Scheller:
Als ich einmal sehr krank war, kam eine Freundin zu mir. Sie brachte mir eine Karte, auf der stand: Ich verstehe Gott gerade nicht. Auf der Vorderseite war eine Ikone. Ein altes Bild, Christus mit ausgebreiteten Armen. Es hat, solange ich krank war, auf meinem Nachttisch gestanden. Wenn es mir sehr schlecht ging, habe ich es angesehen und gesagt: Christus, du trägst das jetzt mit mir. Meine Freundin war so ehrlich zuzugeben, sie versteht Gott gerade nicht. Trotzdem hat Gott sie gebraucht, um mir Trost zu bringen.
Anne Dill:
Ich gehe in die Apotheke, um für jemand anderen ein Rezept einzulösen. Es sind starke Medikamente. Mein Herz ist schwer. Die Apothekerin, ich kenne sie nur vom Sehen, schiebt mir die Medizin über den Tresen, sieht mich liebevoll an und sagt: Ich wünsche Ihnen trotzdem einen guten Abend.
Ich möchte aufmerksam durch diese Tage gehen und über die tröstenden Momente nicht hinweggucken. Vielleicht tröstet Gott ja genau da!
Bitte melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben...