Folge 1: Colja Christopher Ossadnik, Kirchenvorstand Redaktion: Colja, fast jeden Tag sehe ich dich hier in der Kirche und auf dem Platz. Was machst du hier? Ossadnik: Ja, ich reinige die Kirche und mein Motto ist: Herr, lass mich nicht nur für etwas beten, lass mich auch dafür arbeiten. Red.: Das soll meine gute Geschichte des Tages heute sein. Vielen Dank, Colja! Ossadnik: Akkurat! Gerne! Das ist eine leichte Tätigkeit, bei der man was Gutes tut und sich entspannen kann.
Louis-Nicolas Clérambault (1676-1749): Trio des Flûtes
Jean Adam Guilain (um 1680-nach 1739): Tierce en taille
In den nächsten Wochen finden Sie hier weitere Orgelstücke und Choräle, für unsere Andachten zu Hause von Kirchenkreis-Kantor Stefan Kordes und von Martin Begemann auf der Ott/Schmid-Orgel in St. Jacobi eingespielt.
Im Namen der Christophorusgemeinde danke ich Stefan Kordes und Dr. Martin Begemann sehr herzlich!
Wir müssen lieb gewordene Gewohnheiten loslassen. Unsere Freiheit ist eingeschränkt. Viele sind allein mit ihren Gedanken und sorgen sich um ihre Lieben
und um die eigene Gesundheit.
Vater im Himmel, du kennst unsere Gedanken und weißt, was wir brauchen.
Gib uns Geduld und guten Mut. Stärke alle, die in diesen Tagen für andere da sind
in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, in den Flüchtlingsunterkünften und Notaufnahmen,
in den Geschäften und Redaktionen,
unter Nachbarn und in den Häusern.
Gott, an vielen Orten der Welt ist die Not groß.
Sei bei denen, die wir dir in der Stille ans Herz legen:
… … …
Du bist uns nah wie eine Mutter ihrem kleinen Kind. Zeig uns, wie wir miteinander verbunden bleiben können, und behüte uns in diesen Zeiten, großer Gott.
(zum Hören im mp3-Format weiter unten auf dieser Seite)
Im Predigttext lese ich: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Jesaja 66,13
Abstand halten. Wenigstens anderthalb Meter. Das Gebot der Stunde. Die Corona-Epidemie verändert unser Leben. Wie gern möchte man die alten Eltern besuchen. Ein Kind, das aus dem Haus ist, in die Arme schließen. Freunde, die im Ausland leben, in der Nähe wissen. Aber es heißt Abstand halten.
Dieser Sonntag heißt Lätare, auf Deutsch „Freut euch!“, im Vorgriff auf Ostern. Auch die Natur greift vor, Osterglocken und Forsythien blühen schon und locken nach draußen. Aber die Feiern sind abgesagt, auch die Gottesdienste und im Supermarkt führen wir seltsame Tänze auf, um den Abstand zu wahren. Es ist ernst, sagt die Kanzlerin, und wir müssen es ernst nehmen.
„Freut euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie liebhabt!“ So beginnt der Abschnitt aus Jesaja 66, der uns an diesem Sonntag Mut machen soll. „Freut euch mit ihr alle, die ihr über sie traurig gewesen seid“. Es kann einen schon traurig machen, all die heruntergelassenen Jalousien, die geschlossenen Läden und die verlassenen Parks. Neben dem Mitgefühl für diejenigen, die krank sind, allein oder ohne Einkünfte, spüre ich vor allem Verunsicherung. Niemand kann sagen, wie wir mit dem Virus fertig werden, wann wir wieder zusammenkommen, zur Arbeit oder zur Schule gehen können. Die Unsicherheit ist groß trotz kluger Wissenschaftler, trotz der Heldinnen in der Pflege und an Supermarktkassen, trotz nachbarschaftlicher Solidarität und staatlicher Unterstützung. Wie geht es weiter?
„Ich will euch trösten“, lässt Gott seinem verunsicherten Volk sagen. Die Worte im Buch des Propheten Jesaja führen uns ins alte Israel. Die Israeliten sind lange in der Fremde gewesen. Jetzt sind sie zurück, aber es ist nichts, wie es war. Der Tempel war zerstört. Er ist wieder aufgebaut, aber kleiner als der erste. Genauso ist ihr Vertrauen geschrumpft in das Heil, das Gott angesagt hat. Das Land trägt Spuren der Verwüstung. Zwei Kapitel lang Klagen im Buch Jesaja. Auch Gott wird angeklagt: Er hält sich verborgen.
„Ich will euch trösten“. Wörtlich steht da: Wie einen Mann seine Mutter tröstet. Vorher hat Jesaja von Kindern geredet, die werden getragen, auf den Schoß gesetzt, an die Brust genommen. Es könnte aber auch ein Erwachsener sein. Es ist viel ungewöhnlicher, Zeugin einer solchen Begegnung zu sein: Ein Erwachsener kommt zur Mutter und wirft sich ihr in die Arme wie ein Kind. Gott, zu dem Israel sonst „Vater“ sagt, wird jetzt mit einer Mutter verglichen. Ihr Trost verändert alles. Das Leid verschwindet nicht durch den Trost. Nicht das heillose Durcheinander im Land. Nicht die Trauer des jungen Mannes, der seinen Vater verloren hat. Nicht die Einsamkeit der Frau, die allein am Tisch sitzt. All das verschwindet nicht. Und doch ändert der Trost etwas. Im Herzen der Getrösteten und im Herzen der Trösterin. Ich bin da, sagt Gott. Ich halte dich. Wie eine Mutter das Kind. Ich spüre deinen Herzschlag. Keine Träne, die du weinst, bleibt ungezählt. Zwischen Gott und dich, so hat jemand es ausgedrückt, passt kein Blatt Papier.
Ich sehe einen Zettel am Laternenmast. Sechshundert Freiwillige bieten Nach-barschaftshilfe an. Einkaufen, Wäsche, Hunde-spaziergang. Gottes Tröster sind unter-wegs!
Später sitze ich auf dem Kirchplatz. Eine Frau bleibt stehen, anderthalb Meter entfernt. Ich bin erst hergezogen, ruft sie herüber. Von meiner Wohnung aus höre ich die Glocken läuten. Das ist jetzt so wichtig, sagt sie. Ich bete das Vaterunser. Ich weiß, andere beten es auch. Wir sind verbunden.
Gott hält uns fest. Wie eine Mutter ihr Kind. Das Leid verschwindet nicht gleich. Aber die Freude wird zurückkehren und wir werden einander in die Arme schließen. Bis dahin bewahre der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.
Den vollständigen Predigttext für den Sonntag Lätare finden Sie in Jesaja 66,10-14
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Psalm 66,20
Suchen Sie das Gespräch, möchten Gedanken austauschen, sich etwas von der Seele reden, mit jemandem beten? Bis wir uns wieder persönlich begegnen können, sind wir telefonisch für Sie da.
Auch außerhalb dieser Zeiten erreichen Sie Pastorin Scheller unter Tel. 0551-72651.
Das Gemeindebüro, Tel. 0551-31717, erreichen Sie telefonisch wie gewohnt:
Dienstag 10-12 Uhr, Mittwoch 10-12 Uhr und 14-16 Uhr.
Gebets-Briefkasten im Eingang der Kirche
Es tut gut zu wissen, wie viel in den Häusern gebetet und aneinander gedacht wird. Darüber hinaus können Sie Ihre Gebetsanliegen, Ihren Kummer oder Ihren Dank an Gott zur Kirche bringen und in den Briefkasten rechts im Eingang der Kirche legen. Vikarin Dill oder Pastorin Scheller beten sie jeweils am folgenden Sonntagmorgen um 10 Uhr in einer kurzen Andacht in unserer Kirche. Ihre Gebete werden vertraulich behandelt und in der Stille weitergebetet.