Pass auf dich auf! - Predigtgedanken von Charlotte Scheller

Sat, 04 Sep 2021 11:45:14 +0000 von Charlotte Scheller

zu 1. Thessalonicher 5,14-24

Wir ermahnen euch aber, Brüder und Schwestern: Weist die Nachlässigen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig mit jedermann. Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann. Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Den Geist löscht nicht aus. Prophetische Rede verachtet nicht. Prüft aber alles und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt. Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun.
 
Fahr vorsichtig, hörst du? Nicht schneller als 130. Mach eine Pause, rechtzeitig. Hast du was zu trinken dabei? Eine Maske? Ruf mich an, wenn du da bist! Grüß die Freunde von mir. Habt eine schöne Zeit. Er nimmt sie in den Arm. Gott behüte und beschütze dich, murmelt er, bevor er ins Haus zurückgeht. 
 
Die da abreist, mag ein wenig seufzen ob der Ermahnungen zum Abschied. Aber sie tut es mit einem Lächeln im Gesicht und einem warmen Gefühl im Bauch. Der sie so ermahnt, tut es, weil er sie liebt. Er lässt sie gehen, begleitet von seinem Gebet. Er will, dass sie auf sich aufpasst, weil sie ihm wichtig ist. 
 
Auf sich aufpassen sollen auch die Freunde von Paulus in Thessaloniki. Die Gemeinde in der griechischen Hafenstadt liegt ihm am Herzen. Sie ist entstanden, weil er hier das Evangelium weitergesagt hat. Die gute Botschaft von Christus. Er hat bald nach der Gründung weiterreisen müssen. Er macht sich Gedanken, wie es ihnen geht als Glaubens-Anfängerinnen. Ob sie Jesus die Treue gehalten haben auch ohne seine Ermutigung. Von seinem Freund Timotheus bekommt er gute Nachrichten. Sie sind Christen geblieben, ihr Glaube ist stärker geworden. Paulus schreibt ihnen, ganz erfüllt von Dankbarkeit. Er beantwortet auch einige Fragen, die Timotheus ihm aus der jungen Gemeinde übermittelt hat. Andere Fragen als unsere. Und auch wieder nicht. Es sind unübersichtliche Zeiten damals wie heute. Das Christentum ist damals im Begriff, sich auszubreiten, über das Heilige Land hinaus, in die ganze bekannte Welt hinein. Wie soll man als Christin leben inmitten der Vielfalt an Religionen und Lebensweisen, wie verantwortlich handeln angesichts der Herausforderungen auch unserer Tage? Der Brief-Abschnitt, den wir heute gelesen haben, steht auf den letzten Seiten, die Paulus den Thessalonichern schickt. Ermahnungen und Grüße zum Abschied.
 
Passt gut auf euch auf, mahnt Paulus. Auf euren Körper, eure Seele. Achtet auf euch als ganzen Menschen. Achtet aufeinander. Sagt euren Mitmenschen offen, wie ihr die Dinge seht. Wie Geschwister es tun oder beste Freundinnen. Ihr seid Teil einer großen Familie. Habt Verständnis für die Ängstlichen unter euch. Tragt die Schwachen mit. Setzt dem Bösen Gutes entgegen. 
 
Passt auf euch auf, mahnt Paulus. Und aufeinander. Damit ihr gut ankommt auf der Lebensreise. Beim Autofahren muss man Pausen einlegen. Essen, trinken, sich die Beine vertreten, ausruhen. Wenn ein Virus umgeht, muss man sich schützen. So sollen Christinnen Körper und Seele und den ganzen Menschen vor dem Bösen schützen. Sich selbst und die Mitmenschen. Paulus sagt auch, was der Proviant ist, mit dem wir uns stärken können: Gottes Treue, für uns lebendig geworden in Jesus Christus. Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Gottes guter Wille für uns ist Wegweiser und Proviant. 
 
Wen fragen wir, wenn wir eine Entscheidung treffen müssen, die das Leben verändert? Mit wem redet die Abiturientin, die sich noch nicht entschieden hat für Ausbildung oder Studium, die gern mitgegangen wäre, als der beste Freund ins Ausland ging? Sie hat sich erstmal einen Job gesucht. Bleibt zu Hause wohnen, weil sie die Jüngste ist und die Mutter nicht allein lassen will. Die ist krank und braucht Zeit, um sich zu orientieren jetzt, wo die Tochter groß ist. 
 
Mit wem redet der Mann, der erschöpft ist nach zehn Jahren Krankenpflege, seine Knochen fühlen sich an, als ob er hundert wäre? Er möchte sich neu orientieren, ambulante Pflege vielleicht, er ist nicht sicher. In diesem Sommer ist er nach Bonn gereist. Hat mit einer christlichen Organisation im Ahrtal geholfen. Ist von Tür zu Tür gegangen und hat gefragt, welche Hilfe benötigt wird. Hat die Spendenkisten vom Laster abgeladen. Hat giftigen Schlamm mit Handschuhen und Mundschutz von den Hauswänden gekratzt. Er hat Trauer miterlebt und furchtbare Not und große Dankbarkeit. Den Zusammenhalt unter Nachbarn. Den Mut der Hilfskräfte. Das Glück einer überraschenden Begegnung. Jeden Morgen und jeden Abend trifft sich das zusammengewürfelte Team. Ein Bibelwort. Musik. Ein Gebet. Sie wissen nicht, was an diesem Tag auf sie zukommt. Sie wissen bloß, alleine schaffen wir es nicht. Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun.
 
Pass auf dich auf. Gott behüte und beschütze dich. Ich hab dich nämlich lieb. Oder wie Paulus sagt: Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Wie die Frau auf die Reise geht, von den Ermahnungen ihres Gefährten umhüllt, so sollen auch die Freundinnen in der Gemeinde unterwegs sein. Bewahrt und umhüllt von Gottes Frieden. In Jesus ist er für uns lebendig geworden. Ein Mensch, ganz mit Gott verbunden, der alles tut für seine Freunde. Der sich selbst verschenkt. Der uns mit hineinzieht in Gottes Güte und Liebe. Wenn sie Gestalt annehmen soll in unserem Leben, brauchen wir offene Gespräche. Ermutigende und wegweisende Briefe. Raststätten und Pausen auf der Lebensreise. Worte und Lieder und Menschen, die uns an Gottes Treue erinnern. 
 
Nehmen wir uns einige Minuten, um Rast zu machen. Lassen wir in der Stille die Gedanken kommen und gehen. Wer mag, kann den folgenden Fragen nachgehen: 
 
Wofür möchte ich heute danken?
Für wen möchte ich auf mich aufpassen? 
 
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. Amen.
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