Aus Josefs Sicht - vier Impulse zu Matthäus 1,18-25

Fri, 31 Dec 2021 10:34:16 +0000 von Charlotte Scheller

Der Evangelist Lukas erzählt, wie das Kind geboren wurde. Wie die Engel es den Hirten verkündeten. Wie die Hirten zur Krippe kamen und vom Engelsgesang berichteten und Maria all das in ihrem Herzen bewegte. Wie mag es Josef ergangen sein? Darüber haben sich Thomas Plate, Jae Joong Ahn, Margaretha Pangau und Joel Nagel Gedanken gemacht. 
 
I. Ungeordnete Verhältnisse 
(Lektor Thomas Plate, Region 5KiNO)
Nichts ist ordentlich in diesen oder jenen Zeiten. Israel leidet als eine von vielen römischen Provinzen unter der Besatzung. Und die Besatzer wollen Steuern, sich bereichern an ihrem „Reich“. Und so muss Joseph mit seiner Anvertrauten in seine Geburtsstadt gehen, um sich und seine Familie in ein Register eintragen zu lassen auf Befehl des Kaisers von Rom, im römischen Verständnis dem „Allerhöchsten“, Gott gleich.
Glaubt man den alten Schriften der Juden, dann soll ein König kommen für Israel.
In diesen Zeiten warten sie sehnsüchtig darauf: Dieser kommende König wird Freiheit bringen, die Römer vertreiben und Israel wieder zu Größe bringen wie in den alten Zeiten. 
Joseph hat andere Sorgen. Seine Anvertraute, Maria, ist hochschwanger und sollte eigentlich gar nicht reisen, aber der Kaiser hat‘s befohlen. Und natürlich ist im kleinen Bethlehem überhaupt kein Platz mehr durch alle die, die hier mal geboren und jetzt nicht allein, sondern mit ihren ganzen Familien an ihren Geburtsort zurückkehren. Es ist kein schönes Familientreffen mit freundlicher Begrüßung, nur einer bietet aus Mitleid Platz in seinem Stall draußen, außerhalb der Stadt an, die Tiere spenden ein bisschen Wärme und auf Stroh ruht man besser als auf hartem Boden.
Und dann ist da noch das, was niemand erfahren darf, sonst ist seine Ehre geschädigt und seine Anvertraute aus der Gesellschaft ausgestoßen und das Kind auch. Das alles gehört zur Geschichte des Sohnes Gottes, unseres Bruders und Retters, und vieles davon ist uns nur zu bekannt: Unterdrückung und Herrschaftsansprüche, Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen migrieren oder sogar fliehen müssen, soziale Ausgrenzung aus mannigfaltigen Vorurteilen oder Vorstellungen von Richtig und Falsch.
Umso mehr lohnt sich der Blick in die Krippe auf das Kind, das uns geboren zur Rettung und zum Heil aus Gottes Gnade und unendlicher Liebe. 
 
II. Enttäuschung und Verheißung 
(Pastor Jae Joong Ahn, Koreanische Evangelische Gemeinde)
Sprüche 16:9 sagt: „Das Herz eines Menschen plant seinen Weg, aber der Herr leitet seine Schritte“. Diese Worte sind vielleicht die relevantesten für Josephs Leben.
Wir alle wissen, dass das Leben nicht so läuft wie geplant, Josephs Leben war verdreht und verdreht. Sogar das Privateste, wie Heiratspläne Josephs, war ruiniert. Josephs Leben war nicht das, was er dachte. Alle seine Lebenspläne sind ruiniert, aber am Ende beschließt Joseph, Gottes Plan zu folgen. Hätte Josef sich geweigert, hätte Maria Jesus vielleicht als alleinerziehende Mutter aufziehen müssen. 
Als Joseph jedoch von Gottes Plan erfuhr, müsste er immer noch enttäuscht und ängstlich gewesen sein, aber er nahm Jesus mit einem viel stärkeren Glauben an und lebt bereitwillig mit ihm. Auch wenn wir die letzte Stunde dieses Jahres durchleben, liegen immer noch enttäuschende und beängstigende Dinge vor uns, an die wir nicht gedacht haben, aber leben wir im Glauben mit dem Herrn, der zu uns gekommen ist.
 
III. Gehorsam und Vertrauen (Margaretha Pangau, Indonesische PERKI-Gemeinde)
Warum hat Gott Josef auserwählt, um eine besondere Aufgabe im Zusammenhang mit der Geburt Christi zu erfüllen? 
 
Josef war zwar einer der Nachkommen von König David, aber er hat einen einfachen und bescheidenen Charakter. Er hat auch ein aufrichtiges Herz, und vor allem glaubt er an Gott. 

Aber Gott hatte einen anderen Plan für ihn. Er hat sogar eine außergewöhnliche Aufgabe für ihn. Josef war zunächst nicht bereit, hatte Angst und wollte der Aufgabe ausweichen und versuchte eine Lösung zu finden. Aber wenn Gott jemanden für eine besondere Aufgabe auserwählt hat, dann wird Er auf jeden Fall mit ihm zusammenarbeiten, sodass Zweifel und Angst nicht nötig sind. Nachdem der Engel des Herrn Josef im Traum begegnet war, vergaß er alle seine Pläne, und seine Ängste und Zweifel verschwanden. Josef hatte volles Vertrauen, dass Gott ihn befähigen wird, die Aufgabe zu erfüllen. Also stand Josef auf und bewies Gott beharrlich seinen Gehorsam, indem er tat, was Gott ihm befohlen hatte. Josef ist nicht nur bescheiden und aufrichtig, sondern auch eine Person, die an Gott glaubt und Ihm gehorcht, ohne zu streiten. Gott wusste genau, dass Josef eine verantwortungsbewusste Person ist, und dies wurde von Josef weiterhin gezeigt, als er das Baby und Kind Jesus führte und begleitete (Matthäus 2,13-23). Weil er eine außergewöhnliche Persönlichkeit hat, wurde Josef von Gott auserwählt, um die Prophezeiung der Heiligen Schrift zu erfüllen! Wenn wir an Gott glauben, dann werden wir sicherlich seinem Wort und seinen Geboten gehorchen und auch bereit sein, von Gott gebraucht zu werden, auch wenn die Aufgabe von Gott manchmal in menschlichen Augen fremd sind. Wer also bis ans Ende gehorsam und treu ist, erhält die Krone des ewigen Lebens. Amen.

IV. Den Stolz ablegen wie Josef (Pastor Joel Nagel, ev. luth. Kirche Argentinien) 
An Weihnachten erinnern wir uns immer an die Geburt Christi. Dies ist das zentrale Thema dieser Feier. Außer Jesus gibt es jedoch noch andere Personen in dieser Geschichte: Maria, Josef...
Sei es in der Krippe wie in anderen Darstellungen, Josef ist immer „einer mehr“. Und wenn wir das Evangelium lesen, wird auch dort nicht viel darüber gesprochen. Aber er ist da.
Ohne seine Gegenwart zu ideologisieren oder zu heiligen, ist Josefs Rolle in Gottes Plan von entscheidender Bedeutung. Es muss für Josef sehr schwer gewesen sein zu akzeptieren, dass Maria ein Kind trug, das nicht seins war. Und tatsächlich war das Eingreifen Gottes durch einen Engel notwendig, damit Josef diese seltsame Situation verstand.
Überraschend ist hier daher die engagierte und beschützende Art, mit der Josef agiert. Josef wird ein Gefährte, Ehemann und Vater im Herzen sein. Aber am wichtigsten ist, Josef wird ein Diener Gottes, Christi sein.

Dieses Weihnachten lehrt uns Josef, dass es möglich ist, sich Gott gegenüber und für ihn zu verpflichten. Josef lehrt uns, andere zu lieben und für sie zu sorgen, er lehrt uns, unseren Stolz abzulegen, um uns als Teil von etwas zu sehen, das uns transzendiert. Josef lehrt uns, Familie und Gemeinschaft zu sein, auch mit Fremden. Deshalb können wir an diesem Weihnachten das ablegen, was uns bindet (Stolz, Vorurteile, Groll, Intoleranz), hinausgehen, um andere zu treffen, und das Gefühl haben, dass die Geburt des Gotteskindes uns befreit, unseren Nächsten zu lieben und ihm zu dienen und allen Widrigkeiten zu begegnen, genauso wie Josef es tat. Amen.
Dieses Weihnachten lehrt uns Josef, dass es möglich ist, sich Gott gegenüber und für ihn zu verpflichten. Josef lehrt uns, andere zu lieben und für sie zu sorgen, er lehrt uns, unseren Stolz abzulegen, um uns als Teil von etwas zu sehen, das uns transzendiert. Josef lehrt uns, Familie und Gemeinschaft zu sein, auch mit Fremden. Deshalb können wir an diesem Weihnachten das ablegen, was uns bindet (Stolz, Vorurteile, Groll, Intoleranz), hinausgehen, um andere zu treffen, und das Gefühl haben, dass die Geburt des Gotteskindes uns befreit, unseren Nächsten zu lieben und ihm zu dienen und allen Widrigkeiten zu begegnen, genauso wie Josef es tat. Amen.
Bestätigen

Bist du sicher?