Träume gegen Winterblues - Predigt von Thomas Plate

Sat, 23 Oct 2021 14:34:05 +0000 von Charlotte Scheller

zu dem Lied California Dreamin' und Jesaja 65,17-25
Lied und Predigt als Audio unter diesem Beitrag

All the leaves are brown and the sky is gray
I've been for a walk on a winter's day
I'd be safe and warm if I was in L.A.
California dreamin' on such a winter's day

Stopped in to a church
I passed along the way
Well I got down on my knees 
and I pretend to pray
You know the preacher liked the cold
He knows I'm gonna stay
California dreamin' on such a winter's day

All the leaves are brown and the sky is gray
I've been for a walk on a winter's day
If I didn't tell her I could leave today
California dreamin' on such a winter's day
California dreamin' on such a winter's day
California dreamin' on such a winter's day
Songwriter: Michelle Gilliam / John Phillips
 
Liebe Gemeinde, nicht gerade einladend für einen Spaziergang, was der Autor des Lieds „California Dreamin“ beschreibt: Alle Blätter sind braun, der Himmel grau, den dazu passenden nasskalten Wind ergänzen unsere eigenen Gefühle automatisch dazu. Und folgerichtig träumt er von Wärme und Sonnenschein, von Kalifornien. 
Aber ehrlich, das Wetter ist doch meist unser kleinstes Problem. Die Einschränkungen durch Corona, die latente Angst, sich doch noch anzustecken,
die deutlich wachsende Aggressivität, die einem jungen Mann auf seinem Tankstellenjob das Leben kostete, ganz abgesehen von meinen persönlichen Sorgen, kann ich das einfach wegträumen, unterlegt mit einer schönen Melodie? 
 
Ganz ehrlich: Leider nein.
Auch zur Zeit des Propheten Jesaja war die Situation des Volkes Israel keineswegs gut.
Zurückgekehrt nach langem Exil in ihre zerstörte Heimat, ihr Heiligtum in Trümmern.
Mir gehen bei diesen Worten die Menschen im Ahrtal durch den Kopf und die neulich
veröffentlichten Zahlen über Kinderarmut in Deutschland (ein Fünftel unserer Kinder
lebt in Armut) und die Einwohner der Insel La Palma, wo der Vulkan keine Ruhe gibt. 
 
Und in so einer (dieser) Lage darf Jesaja als Prophet dem Volk von einer traumhaften, ja paradiesischen Zukunft zeugen:
Denn Gott lässt ihnen sagen: 
Die Kinder sollen leben. 
Die Menschen nicht zu früh sterben. 
Die Menschen sollen ihr Auskommen haben, ihre Häuser bewohnen, von den Früchten ihrer Felder und Weinberge leben und nicht für andere arbeiten.
Es soll kein Weinen und Klagen, kein Leid mehr geben.
Es soll Frieden herrschen überall.
Ich, Gott selbst will für euch sorgen.
Das ist das Versprechen, die Verheißung, die Gott seinem Volk erfüllen wird.
 
2500 Jahre sind seitdem vergangen und wir, die Menschheit (Gottes Schöpfung,
mal zwischendurch angemerkt) haben uns ja?! doch?! weiterentwickelt?!
Wir können elektromobil-umweltschonend mit 200 Stundenkilometern über die Autobahn „frasen“, sorry, ich konnte mich nicht zwischen fahren und rasen entscheiden. 
Wir können als Tourist in den Weltraum reisen, weltweit über Internet kommunizieren und damit international grenzenlos Freundschaften pflegen.
Und doch: Im Angesicht unserer heutigen globalisierten Welt mit all ihren Problemen finde ich diese Verheißungen, also Zusagen, Versprechen Gottes ziemlich modern, eigentlich sogar brandaktuell. Krieg und Zerstörung, Hunger und Armut, soziale Ungerechtigkeit und Ausbeutung
sind für mich sogar präsenter als je zuvor.   
 
Können wir als Christinnen und Christen diese Zusagen des allmächtigen, liebenden Gottes, des Vaters und Schöpfers nun für uns heute in Anspruch nehmen?
Nein, es sind Verheißungen für Gottes Volk, Israel. Jesus, unser Herr, aber lässt uns wissen: Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, er hat unsere Schuld getilgt und will durch seinen Heiligen Geist Gottes Reich hier auf der Erde sichtbar werden lassen.  
 
Nun mag mancher oder manche im Stillen sagen: Schön, Thomas, aber bis es dazu kommt, dass das Reich Gottes hier auf der Erde ansatzweise Wirklichkeit wird, bin ich doch schon lange nicht mehr hier auf dieser Welt. Ich lebe jetzt und hier und finde wenig Trost an dieser „Zukunftsmusik“. 
 
Ein weit verbreiteter Satz (oder Sinnspruch) sagt: „Träume nicht Dein Leben, sondern 
lebe Deinen Traum“. Und so träume ich, wünsche ich mir ein kleines Stück Gottes Reich, ein Stück strahlend blauen Himmel im Sonnenschein hier auf der Erde in meinem Leben. Denn jetzt erschließt sich Dir und mir als Christ und Christin so manche Möglichkeit: Gott unser Vater gibt auch uns noch heute diese Verheißungen (Versprechen) wie zu Zeiten Jesajas dem Volk Israel und er wird sie erfüllen, denn er ist liebevoll, gnädig und allmächtig. 
 
Und weiter: Du und ich sind nicht allein, die Christinnen und Christen überall auf der Welt wünschen, beten und streben ebenfalls danach. Wenn ich nur hinsehe, finde ich auch überall ermutigende Beispiele: All die Menschen, die nach der Flutkatastrophe im Ahrtal mit Spenden und persönliche Einsatz
geholfen haben und helfen; alle sogenannten „Systemrelevanten“, die uns bis hierher durch die Pandemie gebracht haben. Das macht mir, und hoffentlich auch Dir, Mut in diesen turbulenten Zeiten.
Und es bringt mich dazu, mich in diesen Zeiten nicht zurückzuziehen, sondern
mitzumachen, hier auf der Erde schon Reich Gottes zu bauen, seine Zusagen wahr
werden zu lassen, weil er mir die Kraft und Möglichkeiten dazu schenkt. Das beginnt schon mit einfachen „Kleinigkeiten“: 
Ein Lächeln ist wie ein Sonnenstrahl, es gibt Wärme und Licht an Dein Gegenüber:
California dreamin’ on such a winters day.
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