Gedanken zu Matthäus 6,5-15 (Anne Dill und Charlotte Scheller)
Prolog
Prolog
Vater unser im Himmel. -
Ja? -
Unterbrich mich nicht. Ich bete!
Aber Du hast mich doch angesprochen. Du willst ein Gespräch mit mir beginnen. Also, worum geht’s? -
Geheiligt werde Dein Name.-
Meinst du das ernst? Meinen Namen heiligen. Was bedeutet das denn für dich? –
Ich weiß nicht, was es bedeutet. Woher soll ich das wissen?! -
Es heißt, dass ich dir sehr viel bedeute und dass dir darum auch mein Name wertvoll ist. –
Es heißt, dass ich dir sehr viel bedeute und dass dir darum auch mein Name wertvoll ist. –
Ich verstehe. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden… -
Tust Du was dafür? –
Dass Dein Wille geschieht? Natürlich! Ich bin für den Frieden. Und gegen die Umweltverschmutzung! –
Nur mit Worten? Ist das nicht ein bisschen wenig, wenn es wirklich anders werden soll in der Welt? –
Na, bin ich vielleicht der liebe Gott?! Du solltest
was dafür tun, dass Dein Reich kommt! -
Das tue ich auch. Zum Beispiel unterbreche ich Dich bei Deinem Gebet.
Das tue ich auch. Zum Beispiel unterbreche ich Dich bei Deinem Gebet.
I. Und was willst Du damit erreichen?
Ich dachte immer, Beten ist wichtig. Und jetzt unterbrichst Du mich ständig. Früher, wenn wir bei meiner Oma waren, haben wir vor dem Essen gebetet. Aber nur sonntags. Warum weiß ich nicht. Vielleicht weil der Sonntag der Feiertag ist. Und Gebet irgendwie heilig.
Auf jeden Fall war ganz klar: Beim Gebet sprechen alle mit. Keiner macht Faxen oder klinkt sich aus. Und jetzt bete ich und dauernd bringst Du mich raus, Gott!
Ich dachte, Du freust Dich, wenn ich zu Dir bete. Und außerdem: Von Dir und Deinem Reich ist hier oft nichts zu merken. Also, Gott, Dein Reich komme!
- - -
Ich dachte immer, Beten ist wichtig. Und jetzt unterbrichst Du mich ständig. Früher, wenn wir bei meiner Oma waren, haben wir vor dem Essen gebetet. Aber nur sonntags. Warum weiß ich nicht. Vielleicht weil der Sonntag der Feiertag ist. Und Gebet irgendwie heilig.
Auf jeden Fall war ganz klar: Beim Gebet sprechen alle mit. Keiner macht Faxen oder klinkt sich aus. Und jetzt bete ich und dauernd bringst Du mich raus, Gott!
Ich dachte, Du freust Dich, wenn ich zu Dir bete. Und außerdem: Von Dir und Deinem Reich ist hier oft nichts zu merken. Also, Gott, Dein Reich komme!
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Hm. Jetzt kommt nichts mehr. Also kein Widerspruch. Und auch kein Reich.
Naja. Ist ja vielleicht auch ein bisschen viel verlangt. Selbst Jesus wusste nicht, wann es kommt, das Reich Gottes. Seine Königsherrschaft. Da, wo alles gut ist. Wo keiner mehr weint. Wo keiner mehr Schmerzen hat. Die Gemeinschaft mit Gott ist da vollkommen. Menschen aus allen Enden der Erde kommen zusammen. Keiner streitet mehr. Sondern: alle sitzen gemeinsam um einen Tisch und essen. So schreibt es der Evangelist Lukas. Das stelle ich mir sehr schön vor. Dann muss man gar nicht mehr beten vor dem Essen, so wie damals bei meiner Oma. Dann sitzt Gott ja schon mit am Tisch.
Aber zurück zu Jesus. Der wurde mal gefragt: „Wann kommt denn das Reich Gottes?“ Man hat wohl erwartet, dass er sagt: „Morgen.“ Oder: „In drei Tagen. Fünf Monaten. In 10 Jahren.“ Ein konkreter Zeitpunkt eben. Aber Jesus hat gesagt: „Das Reich Gottes ist schon mitten unter Euch. Es kommt nur nicht so, dass man es beobachten kann. Man kann nicht sagen: Hier ist es, oder: Da ist es!“
Also manchmal ist mein Leben ziemlich grandios. Dann komm ich mir vor wie im Paradies. Zum Beispiel im Urlaub mit meiner Familie. Oder als ich eine Woche ganz allein Fahrrad gefahren bin quer durch Deutschland. Nur Luft, Natur, mein Fahrrad und ich. Oder wenn ich mit meinen Freundinnen zusammen bin und wir eigentlich gar nichts machen außer Rumalbern. Geheimnisse teilen. Spielen und Lachen.
Aber an anderen Tagen ist es so gar nicht schön. Ich streite mit meinem Bruder. Ärgere mich über meine Nachbarin. Bin unehrlich. An manchen Tagen fließen Tränen. Ich hab Sehnsucht oder Kummer.
Naja. Ist ja vielleicht auch ein bisschen viel verlangt. Selbst Jesus wusste nicht, wann es kommt, das Reich Gottes. Seine Königsherrschaft. Da, wo alles gut ist. Wo keiner mehr weint. Wo keiner mehr Schmerzen hat. Die Gemeinschaft mit Gott ist da vollkommen. Menschen aus allen Enden der Erde kommen zusammen. Keiner streitet mehr. Sondern: alle sitzen gemeinsam um einen Tisch und essen. So schreibt es der Evangelist Lukas. Das stelle ich mir sehr schön vor. Dann muss man gar nicht mehr beten vor dem Essen, so wie damals bei meiner Oma. Dann sitzt Gott ja schon mit am Tisch.
Aber zurück zu Jesus. Der wurde mal gefragt: „Wann kommt denn das Reich Gottes?“ Man hat wohl erwartet, dass er sagt: „Morgen.“ Oder: „In drei Tagen. Fünf Monaten. In 10 Jahren.“ Ein konkreter Zeitpunkt eben. Aber Jesus hat gesagt: „Das Reich Gottes ist schon mitten unter Euch. Es kommt nur nicht so, dass man es beobachten kann. Man kann nicht sagen: Hier ist es, oder: Da ist es!“
Also manchmal ist mein Leben ziemlich grandios. Dann komm ich mir vor wie im Paradies. Zum Beispiel im Urlaub mit meiner Familie. Oder als ich eine Woche ganz allein Fahrrad gefahren bin quer durch Deutschland. Nur Luft, Natur, mein Fahrrad und ich. Oder wenn ich mit meinen Freundinnen zusammen bin und wir eigentlich gar nichts machen außer Rumalbern. Geheimnisse teilen. Spielen und Lachen.
Aber an anderen Tagen ist es so gar nicht schön. Ich streite mit meinem Bruder. Ärgere mich über meine Nachbarin. Bin unehrlich. An manchen Tagen fließen Tränen. Ich hab Sehnsucht oder Kummer.
Dann ist gar nicht alles gut. „Gott, lass es wieder gut werden“, denke ich dann oft. Dein Reich komme! Auch zu mir. Gerade zu mir. Die Höhen und die Tiefen gehören dazu zu meinem Leben. Das weiß ich. Es ist nicht vollkommen. Gottes Königreich – das muss noch kommen.
Mir fällt Luther ein. Der hat mal gesagt: „Gottes Reich kommt. Auch ohne unser Gebet. Ganz von selbst. Aber wir bitten in diesem Gebet, dass es auch zu uns kommt.“
Mir fällt Luther ein. Der hat mal gesagt: „Gottes Reich kommt. Auch ohne unser Gebet. Ganz von selbst. Aber wir bitten in diesem Gebet, dass es auch zu uns kommt.“
Das wünsch ich mir ja gerade: Dass Dein Reich auch bei mir ist, Gott! Dass ich merke, Du bist da. Dass ich weiß, ich bin geborgen bei Dir. Auch, wenn es so gar nicht himmlisch ist. Du hältst fest an mir – das möchte ich von ganzen Herzen glauben. Darum bitte ich Dich: Ich brauch Dich, Gott! Dein Reich komme!
II. Geheiligt werde dein Name. Der Vers geht mir nicht aus dem Kopf. Das Lied kenne ich seit meiner Konfirmandenzeit. Und das Vaterunser. Es gehört zu meiner Grund-ausstattung als Christin. Ich kann es überall beten. Draußen, wenn ich die Glocken läuten höre. In jeder Kirche. Als ich auf den Philippinen war, habe ich überhaupt nichts verstanden vom Gottesdienst. Irgendwann merkte ich, jetzt beten sie das Vaterunser. Ich habe es in meiner Sprache gebetet und war Teil der Gemeinde. Und sogar in Zeiten, in denen ich gar nicht beten kann, tut es gut zu wissen, andere beten für mich mit.
II. Geheiligt werde dein Name. Der Vers geht mir nicht aus dem Kopf. Das Lied kenne ich seit meiner Konfirmandenzeit. Und das Vaterunser. Es gehört zu meiner Grund-ausstattung als Christin. Ich kann es überall beten. Draußen, wenn ich die Glocken läuten höre. In jeder Kirche. Als ich auf den Philippinen war, habe ich überhaupt nichts verstanden vom Gottesdienst. Irgendwann merkte ich, jetzt beten sie das Vaterunser. Ich habe es in meiner Sprache gebetet und war Teil der Gemeinde. Und sogar in Zeiten, in denen ich gar nicht beten kann, tut es gut zu wissen, andere beten für mich mit.
Geheiligt werde dein Name. Vielleicht ist das der Satz, der mir am fremdesten ist. Ein Kehrvers, nicht die Strophe. Das Schleierkraut, das den Strauß auffüllt, nicht die Lilien und Rosen und was ihn sonst kostbar macht. Aber jetzt geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ernst Arfken, Pastor und Musiker in Göttingen, hat in den fünfziger Jahren die zweite Bitte zum Refrain für alle Bitten gemacht. Gar nicht meditativ, eher wie ein Aufstampfen in einem Tanz. Geheiligt werde dein Name! Der Melodie liegt wirklich ein Tanz zugrunde aus Mittelamerika. Calypso. Das Gebet Jesu tanzen?
Heilig ist Gott. Im jüdischen Kaddisch-Gebet heißt es: „Erhoben und geheiligt werde Sein großer Name auf der Welt, die nach Seinem Willen von Ihm erschaffen wurde. Gelobt sei Er hoch über jedem Gesang, jeder Verherrlichung und Trostverheißung, die je in der Welt gesprochen wurde.“
Langsam komme ich dem Vers auf die Spur. Im Gebet ordnen sich die Verhältnisse. Ich bin nicht die Macherin, ich bin ja Teil von Gottes Schöpfung. Und die Geschöpfe loben ihn schon dadurch, dass sie da sind. Allerdings Gott beim Namen zu nennen, würde nach alter Vorstellung bedeuten, ich will Macht über ihn gewinnen. Dabei geht alle Macht vom Schöpfer aus. Und auch jeder Trost, den jemand einem andern zusprechen kann.
Wie sollen wir beten, fragen die Jünger. Und Jesus schreibt die Anleitung neu. Wir dürfen Gott beim Namen nennen. Vater, sagt Jesus, eigentlich „Papa“. Das ist zu seiner Zeit keine übliche Anrede für Gott, es ist ganz familiär. Er sagt „Unser Vater“ und zieht mich in diese enge Beziehung mit hinein. Ich bin Teil der Familie, Gottes Kind wie er. Wir alle dürfen den Heiligen so nennen, denn Er hat uns in Jesus Seinen Namen genannt und hat sich damit bestürzend in unsere Hände gegeben. Aus der Herrlichkeit im Himmel ist er auf die Erde herunter gekommen. Er ist dem Unheil nicht aus dem Weg gegangen. Er hat Bekümmerte getröstet und Schuldbeladene geheilt. Er hat getanzt und gefeiert. Er hat vollkommen unschuldig gelitten. Er ist gestorben und ins Grab gelegt worden und von Gott auf-erweckt worden zum ewigen Leben. Gott ist nicht mehr unverfügbar. Der Allmächtige hat sich festgelegt auf den Namen Jesu Christi. Was wir den Vater im Himmel bitten in Jesu Namen, wird er uns geben. Nicht damit wir groß rauskommen. Sondern damit Sein Name bekannt wird bei allen Menschen.
Geheiligt werde dein Name. Der Kehrvers zu allen Bitten. Allen Vorhaben. Allen Zielen. Ob ich die Welt retten will oder bloß meinen Nächsten um Vergebung bitten. Ob ich mich um das tägliche Brot sorge, um das ewige Leben oder um die gerechte Verteilung der Hilfsmittel in Corona-Zeiten. Ich kann mich nur hineinstellen in das Gebet Jesu. Gott lässt ohne
mein Zutun Sein Heil verkündigen. Amen.
Gebet am Sonntag Rogate
HERR, guter Gott,
in diesen außergewöhnlichen Umständen und Zeiten
vermissen wir Dich, unseren Vater,
Wie sehr fehlt uns jetzt Deine ordnende Hand,
Deine Weitsicht, Deine Liebe und Gnade
Und Dein väterlicher Trost;
diese ruhige Stimme, die uns sagt:
„Ich bin bei Dir, mach Dich nicht verrückt“.
Wir bekennen: Wir brauchen Deine Schöpfungskraft und Allmacht in dieser Krise mehr denn je.
Jesus Christus, unser HERR,
Hier und jetzt in der Welt regiert die Angst,
aber Du hast die Angst überwunden
Lass uns daraus Zuversicht und Mut schöpfen, für andere zu bitten:
Für die, die nicht arbeiten können oder dürfen,
deren Existenz in Gefahr ist,
die in Quarantäne bleiben müssen,
die krank sind.
Für die, die nicht besucht werden dürfen,
denen Homeoffice und Haushalt und Hauslehrersein über den Kopf wachsen.
Schenke Kraft, Hoffnung und Zuversicht für jeden Einzelnen.
Lieber Vater im Himmel,
in Deinem Heiligen Geist sind wir alle vereint
trotz Sperren und Einschränkungen
Wir finden Trost in Dir
und in den Menschen und Umständen,
die Du uns zur Seite stellst.
Lass uns durch diesen Trost froh werden
und dadurch Zuversicht gewinnen für die kommenden Zeit.
Was uns im Innersten bewegt, quält oder umtreibt,
das bringen wir voller Vertrauen
in der Stille vor Dich:
[…]
Vater unser im Himmel…