Reformationstag 2020: „Damit ich mich selbst nicht vernachlässige“

Sat, 31 Oct 2020 16:41:24 +0000 von Charlotte Scheller

Wie stehen wir als Christenmenschen zu Not und Notwendigkeit in der Pandemie? Überraschend aktuell die Gedanken Martin Luthers: 

„Und denke so: Wohlan, der Feind hat uns durch Gottes Zulassen Gift und tödliche Ansteckung hereingeschickt. So will ich zu Gott bitten, daß er uns gnädig sei und es abwehre. Danach will ich auch räuchern, die Luft reinigen helfen, Arznei geben und nehmen, Orte und Personen meiden, wenn man mich nicht braucht, damit ich mich selbst nicht vernachlässige und dazu durch mich vielleicht viele andere vergiftet und angesteckt werden und ihnen so durch meine Nachlässigkeit eine Ursache des Todes entsteht. Will mich allerdings mein Gott haben, so wird er mich wohl finden; so habe ich doch getan, was er mir zu tun gegeben hat, und bin weder an meinem eigenen noch an anderer Leute Tod schuldig. Wenn aber mein Nächster mich braucht, will ich weder Orte noch Personen meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen, wie oben gesagt ist. Sieh, das ist ein rechter, gottfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn oder frech ist und auch Gott nicht versucht.“ 

Martin Luther, Ob man vor dem Sterben fliehen möge 
(Weimaraner Ausgabe 23, Seite 338ff)
Quelle: ekd
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