Stütze und Überwinderkraft. Mittwochsgedanken von Lektor Thomas Plate

Wed, 28 Apr 2021 18:09:36 +0000 von Charlotte Scheller

Jesus, mein Zimmermann
Als unlängst mal wieder die Frage aufkam, ob Jesus denn nun ein Politiker, ein Sozialrevolutionär, ein Wunderheiler, ein religiöser Weiser oder ein Aufrührer - vielleicht mit Systemkritiker übersetzt - (gewesen) sei, fiel mir ein, dass Joseph, sein Vater, Zimmermann war. Und Jesus folglich, wie in der Zeit damals normal, bei seinem Vater dieses Handwerk erlernt und vielleicht auch - bis zum Beginn seines öffentlichen Auftretens - sogar ausgeübt hat.

Nun ist die Zimmerei damals wie heute ein vielgestaltiges Handwerk: vom Bauen von Häusern und Möbeln über temporäres Stützwerk für allerlei Konstruktionen, Modellbau bis hin zu Flößen, Booten, Fahrzeugen und dem Herstellen von Särgen und Spielzeug.
 
Für einige dieser Dinge gibt es natürlich über die Jahrhunderte gewachsene Spezialisierungen wie die Stellmacher, die Tischler, Bootsbauer und Holzschnitzer. 
Was also ist das Faszinierende an der Zimmerei? Zuerst einmal die Arbeit mit einem lebendigen Werkstoff: Holz, das nie gleichförmig und einheitlich ist. Die Konstruktion von Tragwerk für Gebäude, von ganzen Häusern, von Booten und Fahrzeugen, einer Wiege, einer Sitzbank, einer Truhe und der kleinen Figur eines Esels für sein Enkelkind. Der ganze Lebenskreis wird umfasst von der Wiege bis zum Sarg.
 
Und noch etwas ist besonders: Die Zimmerei ist ein Gewerk, wo nichts endgültig zerstört
wird und vieles wiederverwertet wird. Aus einem alten, großen Stützbalken entstehen
zwei kleine, ein gebogenes Aststück als Rest vom Hausbau passt als Bug für ein Boot.
Ein überlasteter geborstener Balken im Fachwerk wird erst gestützt, dann ausgebaut und erneuert. Die morsche Planke im Boot, durch die das Wasser hereinkommt, wird ausgetauscht. Und das abgebrochene Beinchen des Spielzeug–Esels wird liebevoll geschient.
 
Und nun schaue ich auf mein Leben und meinen Glauben: Jesus hilft mir, mein Lebens- und Glaubens- „Haus“ zu bauen, er gibt mir Halt und feste Grenzen. Ich bin selbst ein lebendiger Werkstoff in seinen Händen, er schaut mich liebevoll an und weiß genau, wohin ich „passe“. Er versorgt mit den passenden Möbeln, so dass ich eine einladende Wohnstube habe und 
die Menschen neugierig werden, was denn das wohl mit dem Glauben ist. Er bringt mich sicher über die reißenden Ströme von Angst, Verlorenheit und Stress, weil ich im richtigen „Boot“ sitzen darf.
 
Und wenn die rauen Umstände des Lebens mein Haus an einigen Seiten schwächen oder morsch werden lassen, dann ist Er da und stützt und verstärkt und erneuert die angegriffenen Teile. Auf dem langen und manchmal anstrengenden Weg meines Lebens und Glaubens sorgt er für mein Vorwärtskommen durch Erfahrungen, Begegnungen, Möglichkeiten. Und selbst im Tod bin ich noch umfangen von Seiner Liebe und Überwinderkraft, weil Er auferstanden ist. 
 
Und so ist Jesus für mich mein Zimmermann. 
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