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Was ist Weisheit? Die heiligen drei Könige sind weise, weil sie den Stern entdecken und ihm folgen von wer weiß wie weit weg. Und dann nochmal, weil sie vor einem augenscheinlich ganz unköniglichen Kind die Knie beugen. Und die Kronen abnehmen. Sie sind auch weise, weil sie auf Gottes Wort hören. Sie lassen davon ihre Pläne durchkreuzen und ändern ihren Weg, um das Leben des Kindes zu schützen.
Was ist Weisheit? Die heiligen drei Könige sind weise, weil sie den Stern entdecken und ihm folgen von wer weiß wie weit weg. Und dann nochmal, weil sie vor einem augenscheinlich ganz unköniglichen Kind die Knie beugen. Und die Kronen abnehmen. Sie sind auch weise, weil sie auf Gottes Wort hören. Sie lassen davon ihre Pläne durchkreuzen und ändern ihren Weg, um das Leben des Kindes zu schützen.
Auch Maria ist weise, weil sie die Worte der Engel in ihrem Herzen bewahrt. Weil sie warten kann und schweigen und im richtigen Moment das Richtige sagt, kurz und knapp. „Sie haben keinen Wein mehr“. Jesus lässt sie auflaufen. Sie könnte sich respektlos behandelt fühlen von ihrem Sohn, aber dann ist sie nochmal weise und wartet einfach ab. Dass Gottes Geist ein Wunder wirkt, dass Jesus seine Macht erweist. Nicht direkt als Lebensretter, aber als Retter des Festes, des Genießens, der Lebensfreude.
Ein unscheinbares Zeichen für einen, der mal entscheidend sein wird für das ganze Leben. Denn letztlich geht es ums Ganze. Für Paulus jedenfalls, der als Gelehrter die Weisheit mit Löffeln gefressen hat und dann von einem ganz neuen Geist ergriffen wurde. Für ihn geht es um Leben und Tod, seit er Jesus begegnet ist. Um Blindsein oder Sehen, nicht bloß mit den Augen, sondern mit Herz, Verstand und Händen. Der ganze Mensch sieht, wenn er von dieser gelehrten Blindheit geheilt ist wie Paulus. Jesus Christus ist jetzt seine Weisheit. Die hat er nicht in den Büchern gefunden, sondern in dieser einen umwerfenden Begegnung vor Damaskus. Saulus hieß er da noch, er war unterwegs in die Stadt, um dort die Glaubens-Verirrten zu bekämpfen. Die Christus-Anhänger. Ein Licht stoppt ihn. Eine Stimme berührt ihn. Geblendet fragt er: Herr, wer bist du? - Ich bin Jesus, den du verfolgst. Eine einsame Vision, die Soldaten, die ihn begleiteten, haben das Licht nicht gesehen.
Den Königen brachte ein Traum die Klarheit. Ein Engel Gottes sagte ihnen, wo es langgeht. Bei Maria war es das Leuchten in den Augen der Hirten am Futterkrippenbett ihres Neugeborenen. Vom Engelsgesang erzählten die. Himmlische Heerscharen, die lobten Gott und sagten zu ihnen, zu den Hirten: Fürchtet euch nicht! Große Freude! Euch ist heute der Heiland geboren! Marias Weisheit ist, was die Hirten ihr sagten. Das hat sie in ihrem Herzen vergraben bis zu diesem einen, eigentlich nicht schlimmen, bloß peinlichen Moment bei der Hochzeit. Peinlich für den Gastgeber, denn der ist verantwortlich dafür, dass die Gäste sich amüsieren. Große Freude! Der Sommelier ist mit seinem Kellnerlatein am Ende, als der Wein zu Ende geht. Aber Maria, die Mutter, weiß: Jesus kann helfen. Damit weiß sie sehr viel. Nicht bloß über ihren Sohn. Auch über Gott.
Es gibt ja nun aber unendlich viel, was wir nicht wissen über Gott und was wir nicht verstehen über uns selbst und über unser Leben. Wir wissen nicht, warum Gott zulässt, dass es genau so läuft und nicht anders. Warum genau in diesem Moment der Spaß aufhört beispielsweise wie auf der Hochzeit zu Kana. Warum einer genau an diesem Tag blind wird und stürzt beispielsweise wie Saulus vor Damaskus. Warum eine nirgends richtig dazugehört, sondern außenvor bleibt, sich unansehnlich fühlt und unbeholfen beispielsweise wie die Hirten vor Bethlehem. Wie soll man sich zurechtfinden im Leben bei so viel Nichtwissen? Die Hirten kriegen zur Antwort: Genau euch ist heute der Heiland geboren.
Hier treffen sich der Evangelist Lukas und der Theologe Paulus. Lukas wird ja auch Der Arzt genannt und ein Arzt soll wohl wissen, wo Heilung herkommt. Direkt nach „Euch ist heute der Heiland geboren“ schreibt Lukas weiter: „welcher ist Christus, der Herr“. Und der Gelehrte Paulus schreibt: „Ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten“.
Moment, das geht mir zu schnell. Geburt. Hochzeit. Und jetzt schon Kreuzestod? Wir haben noch Weihnachtszeit, Epiphaniaszeit, Morgenstern- und Licht-Zeit. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude! Der Baum ist noch in der Kirche, die Krippe steht noch da. Die weisen Könige mögen auf dem Heimweg sein. Mit der guten Nachricht in die Welt hinaus, auf Umwegen, sie gehen nicht über Los, ziehen nicht im Palast von Herodes viertausend Silbergroschen ein. Maria und Josef und das Jesuskind sind auf der Flucht, Richtung Ägypten. Dann sind sie zurück. Jesus ist erwachsen und sie feiern, auf der Hochzeit in Kana. Urplötzlich leuchtet die besondere Kraft von Marias Sohn auf und ein paar außergewöhnlich weise Leute begreifen: Er kommt von Gott. Jetzt ist die gute Zeit!
Was macht, dass die einen begreifen und die andern nicht? Paulus schreibt den Korinthern. Sie liegen ihm am Herzen. Er hat ihnen die gute Nachricht gebracht. Das Geheimnis Gottes. Jetzt streben manche in der Gemeinde nach tieferer Erkenntnis. Einige dort halten sich schon für glaubensvollkommen. Sie denken, sie wissen alles über Gott und die Welt. Und begreifen offenbar überhaupt nichts. Es geht ja nicht darum, was wir wissen können. Es geht darum, an wen wir uns wenden können. Wie eine weitermachen kann, wenn die Freude sich weggeschlichen hat aus ihrem Leben und sie nicht weiß, wozu sie morgens aufstehen soll. Es geht darum, wie einer sich hochrappeln kann, wenn er brutal abgestürzt ist, wie er wieder gehen lernen soll mit all den Abschürfungen und Wunden, wieder irgendwas sehen, wo er total im Dunkeln tappt. Es geht darum, wie du Anschluss kriegst an die Leute, zu denen du unbedingt dazugehören willst, und wie du dich erstmal selbst ansehnlich und liebenswert finden kannst. Es geht um den Plan, den Schlüssel, den irgendwer haben muss zu meinem Leben und zu dieser ganzen Welt.
Offenbar meinen diese Leute in Korinth, sie haben den Schlüssel. Der Weisheit letzten Schluss. Und offenbar meint Paulus, sie haben ihn nicht. Weil kein Mensch den haben kann. Wirkliches Wissen über Gott und die Welt kannst du nicht in geistlicher Übung herbeiführen und auch nicht logisch beweisen. Ich weiß gar nichts, meint Paulus, außer Jesus Christus, den Gekreuzigten. Das klingt schwach. So schwach wie sein Auftreten in Korinth. Man erinnert sich dort nicht an einen begnadeten Prediger. Es war bloß ein furchtsamer Typ da, der zitternd vor der Menge stand. Aber ausgerechnet der hat Weisheit gebracht. Ein Wissen, das wirklich weiterbringt. Weil es nicht von ihm ist. Auch nicht von denen, die das Sagen haben in der Welt. Politische Machthaber oder dämonische Kräfte, beide werden vergehen. Wie wahr, Paulus, immer noch. Die Kräfte der Regierenden reichen bis heute nicht aus, um die Probleme der Menschheit zu lösen. Statt dessen entfalten gefälschte Nachrichten und Bilder scheinbar uneingeschränkt ihre zerstörerische Macht. Sie helfen nicht.
Was hilft, woran können wir uns halten mit unserer Sehnsucht nach Glauben und Leben, was ist unsere Weisheit? Euch ist heute der Heiland geboren, Christus, der Herr. In Windeln gewickelt. In einem Stall untergebracht. Geflohen und zurückgekommen. Voller Lebensfreude. Mit denen am Feiern, mit denen sich keiner an den Tisch setzt. Mit denen im Gespräch, die schon verstummt waren. Selber verraten und verkauft und gekreuzigt. Zuletzt zum Leben auferweckt, damit wir Licht sehen. Dass Gott existiert und wie Gott ist, davon haben wir keine Ahnung. Außer durch ihn. Er ist für uns geboren.
Was ist also Weisheit? Dass wir in Jesus etwas sehen von Gottes Gedanken für uns. Von den Abgründen, auf die Gott sich einlässt, um uns nahe zu sein. Von dem Glück und dem Ziel, das Gott für uns bereit hat. Können wir das wissen? Nein. Bloß glauben. Und wenn wir nicht glauben können? Wenn wir uns wer weiß wie weit weg fühlen von Gott? Vielleicht treffen wir auf eine, die uns erstmal bloß die Hand reicht und ein paar Schritte mit uns geht. Bis wir sehen, wie es weitergeht. Und jederzeit, auch gegen alle Vernunft, können wir Gott um Hilfe anrufen in Jesu Namen. Mehr müssen wir nicht wissen. Amen.