Heute beginnt eine neue Reihe der Mittwochsgedanken. Menschen aus Christophorus und solche, die der Gemeinde nahe stehen, stellen uns einen Bibeltext vor und sagen, was ihnen an diesem Text wichtig ist. Den Anfang macht der Vorsitzende des Kirchenvorstands Christophorus, Reinhart Wilfroth.
Das Scherflein der Witwe
Markus 12,41-44, Luther-Übersetzung 1984
Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein, das macht zusammen einen Pfennig.
Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.“
Jesus ist zum letzten Mal im Tempel. Er beobachtet die Menschen, wie sie Geld in die Opferkästen geben. Reiche geben viel hinein. Da fällt Jesus eine ärmlich gekleidete Witwe auf. Ist sie gekommen, weil sie Almosen erhofft? Will sie im Tempel betteln?
Jesus ist zum letzten Mal im Tempel. Er beobachtet die Menschen, wie sie Geld in die Opferkästen geben. Reiche geben viel hinein. Da fällt Jesus eine ärmlich gekleidete Witwe auf. Ist sie gekommen, weil sie Almosen erhofft? Will sie im Tempel betteln?
Nein, sie gibt etwas in den Opferkasten. Eine kleine Summe. Gerade so viel, wie sie sich leisten kann. Es geht ihr um den Tempel, um das Gotteshaus, für das sie ihr Letztes gibt. Jesus sieht das als großes Opfer der Frau an, denn Gott rechnet nicht die Summe auf, er sieht die Absicht der Geberin dahinter. Das gefällt mir an der Erzählung:
Der Text macht immer wieder bewusst, im täglichen Leben hat jeder etwas zu „opfern“ im Sinne von „dem Anderen geben, schenken“. Geld ist dabei nicht entscheidend. Die Frage ist: Was ist mein Scherflein? Was kann ich dazu beitragen? Etwas, was das Leben lebenswerter macht. Stichwort in diesen Zeiten: Entschleunigung. Zeit für andere nehmen. Mal wieder jemand anrufen, einen Weg erledigen für jemand, der sich wegen Ansteckungsgefahr nicht raus traut.
Mein kleiner Beitrag bringt sowieso nichts? Die Witwe traut sich zwischen die Reichen, die viel geben können. Das ist ihr egal, weil sie mit ihrem Opfer Gott dienen will. Wie Jesus seinen Jüngern sagt: Gott sieht die Absicht. Und wen wir beschenken, der sieht diese Absicht auch. Auch kleine Gaben.
Vielleicht einmal trotz Mund-Nasen-Schutz ein freundliches Lächeln verschenken, wenn jemand auf engem Weg zur Seite geht. Dieses Lächeln wird garantiert erwidert. Und vielleicht kommt sogar ein - für uns im Norden etwas ungewöhnliches - „Vergelt’s Gott“, was ich neulich durch die Maske hindurch verstanden habe.