zu Lukas 1,47-49 von Charlotte Scheller
Lieder und Predigt zum Nachhören unter diesem Beitrag
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Sieben Tage, singt Moritz von Blanckenburg in seinem Lied, dauerte es, bis Gott seine Schöpfung vollendet hatte. Sieben Minuten dauert jetzt meine Ansprache.
Am Anfang, heißt es im ersten Buch der Bibel, war Chaos. Wüst und leer die Erde, auf hebräisch: Tohuwabohu. Es werde Licht, sagte Gott. Mit seinem Wort brachte der Schöpfer Ordnung in die Welt. Einen Rhythmus, den man hören und sehen und riechen und fühlen kann. Licht wird vom Dunkel getrennt. Der Tag von der Nacht. Das Wasser vom Land. Gräser, Bäume, Früchte. Fische im Wasser, Vögel in der Luft, Tiere am Land. Am selben Tag wie die Landtiere erschafft Gott auch die Menschen. Mann und Frau, Ebenbilder des großen Gottes. Sehr gut, nennt Gott, was er geschaffen hat. Aus dem Tohuwabohu ist eine wunderbare Welt geworden durch sein schöpferisches Wort. Am siebten Tag ruht Gott sich aus. Der Schöpfer feiert seine Schöpfung. Der Vater im Himmel kennt jeden Wassertropfen, jede Ameise und jeden Elefanten. Er freut sich über jedes seiner Menschenkinder.
Aber wie Kinder so sind. Kleine und große. Unser Täufling hier fängt schon an, sich selbstständig zu machen. Er will alles erkunden. Ein Wirbelwind, er öffnet Taschen und Schränke. Liebt die Bücherkiste. Betrachtet und hört aufmerksam all die Bilder und Geschichten. Liebt das Schwimmbecken, das Turnen und das Bällebad. Geht die ersten Schritte an der Hand seiner Eltern. Bald wird er alleine laufen und die Welt erkunden. Am liebsten macht er, was die Großen machen. Gut, dass er weiß: Mama und Papa sind in der Nähe. Auch die Patinnen und der Pate. Sie leiten ihn mit ihren Augen. Rufen ihn, halten ihn, tragen ihn. Geben mit ihrem Glauben, ihrer Hoffnung, aber vor allem mit ihrer Liebe seinem Leben eine Richtung und ein Ziel.
So will Gott es für alle seine Kinder. Glaube, Hoffnung, Liebe als Wegweiser. Gottes Reich als Ziel. Oft geraten sie aus dem Blick. Wir gehen unsere eigenen Wege und fragen nicht danach, was Gott mit uns vorhat. Manchmal fragen wir nicht mal mehr nach seiner Liebe. Weil wir enttäuscht sind von einem Menschen. Weil wir durch ein dunkles Tal müssen und uns darin allein fühlen. Am Anfang hat Gott alles geordnet. Trotzdem ist vieles durcheinander geraten. In seiner Schöpfung und manchmal auch in unserem Leben.
Das war auch schon damals so. Als Gott neu angefangen hat mit seinen Menschen. Als er seinen Sohn Jesus schickte. Und vorher Johannes, den Wegbereiter. Den Täufer. Kehrt um, ruft Johannes. Gottes Sohn kommt. Jesus. Ein Mensch wie wir. Bloß anders. Gottes Geist ist in ihm. Er führt euch wieder zu Gott. Er zeigt euch, wie sehr der Vater im Himmel euch liebt. Kommt, lasst euch taufen. Taucht unter im Wasser. Lasst euch von Gott herausziehen aus eurem alten Leben. Geht euren Weg ab jetzt mit dem, der da kommt. Jesus Christus. Gottes Sohn. Unser Retter.
Die Eltern bringen ihr Kind zur Taufe. Das ist das Beste, was wir für einen andern Menschen tun können: Ihn zu Jesus bringen. Unser Täufling kriegt Wasser über den Kopf gegossen und ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Das bedeutet: Er gehört zu Jesus Christus. Ihn hat Gott vom Tod auferweckt und ins Leben geführt. So will er dieses Kind auch ins Leben führen. Das Dunkle soll keine Macht haben!
Der Taufspruch geht so: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Psalm 23,4.
Ein altes Gebet. Viele hier können es auswendig. Der es betet, nennt Gott seinen Hirten. Der passt auf seine Herde auf. Warum fühlen sie sich sicher bei diesem Hirten? Er hat einen Hirtenstab. Nachts auf der Weide kann es ziemlich finster sein. Es gibt wilde Tiere. Die wollen vielleicht ein Schaf aus der Herde reißen. Aber der Hirte hat seinen Stecken. Damit kann er die wilden Tiere vertreiben. Die Schafe haben keine Angst, solange der Hirte bei ihnen ist. Auch am Tag braucht er den Stab. Manchmal verläuft sich ein Schaf. Es steckt in einer Felsspalte und findet nicht mehr heraus. Der Hirte sucht es. Bergauf und bergab. Wenn er das Schaf gefunden hat, tippt er es mit dem Stab ganz leicht an. Hier geht’s lang, sagt der Hirtenstab. Halte dich an deinen Hirten! Und wenn es nicht gar mehr laufen kann, nimmt er es auf den Arm und trägt es.
Manchmal sind wir in Gefahr. Es ist Tohuwabohu in unserem Leben. Oder in der großen Welt. Unser Lebensweg führt durch ein dunkles Tal. Keine Ahnung, ob es wieder Morgen wird. Ob wir den Weg wieder finden und wieder froh werden. Vor solchen Tälern sind wir nicht sicher im Leben. Aber ganz sicher ist: Gott behütet uns. Wie ein guter Hirte. Der Hirte Jesus setzt sogar sein Leben ein, um mit uns durch die tiefen Schluchten zu gehen. Er sucht uns da unten und findet uns und drängt die wilden Tiere der Angst und der Traurigkeit zurück und führt uns aus dem Tal wieder hinaus ins Leben.
So ist Gott für unseren Täufling und für uns alle der gute Hirte. Er beschützt uns, auch wenn wir Angst haben. Er zieht uns heraus, wenn wir fürchten zu versinken. Er hilft uns, den richtigen Weg zu finden. Wir müssen uns vor nichts und niemandem fürchten! Amen.