Ich bin klein. Gedanken zum Wochenspruch Epheser 2,8

Wed, 07 Jul 2021 19:33:07 +0000 von Charlotte Scheller

von Charlotte Scheller. Audio unter diesem Beitrag

Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. Epheser 2,8
 
Zu ihren frühsten Erinnerungen gehört, wie die Großmutter mit ihr betet. Omas große Hände mit den schrumpligen, vom Kirschen-Entsteinen blaurot gefärbten Fingern, gefaltet über ihren kleinen Händchen. „Ich bin klein“, sprach sie ihr nach, „mein Herz mach rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein“. Die Kinderbibel hat sie später gern gelesen. Die Lieder gerne mitgesungen als Konfirmandin. Danach war Schluss mit Glauben. In der Schule sprachen sie vom Urknall. Und wenn sie den Sternenhimmel ansah mit seinen abertausend Galaxien - wo bitte war Gott? 
 
Ich bin klein. Das alte Kindergebet der Großmutter hatte sie längst verworfen. In ihrem Herzen wohnte niemand. Schon gar nicht Jesus. Sie hat es sich und anderen nicht leicht gemacht als Vierzehn-, Fünfzehnjährige. Hat nicht recht in ihre Klasse gepasst. Hatte kaum Freundinnen und ständig Ärger mit den Eltern. Bloß erwachsen werden. Dein eigenes Leben leben. Endlich groß sein.
 
Ich bin klein. Das Gespräch mit Gott, das mit dem Großmuttergebet angefangen hat, ist trotzdem nie ganz abgerissen. Manchmal hat sie ein Stoßgebet zum Himmel geschickt. Bitte, bitte lieber Gott, lass es gut gehen. Eigentlich ziemlich unfair, fand sie selbst. Ich melde mich nur, wenn ich in Not bin. Aber es kam von ganz allein. Manchmal dachte sie: Kann sein, dass mich niemand leiden kann. Aber Gott weiß, dass ich ganz okay bin eigentlich. So wohnte er auf seine Art in ihrem Herzen, die ganze bescheuerte Zeit. 
 
Dann stieß sie zu einer Jugendgruppe. Du bist willkommen, sagten die. Jeden Donnerstagabend wurde ein Bibelabschnitt gelesen. Sie stritt heftig mit ihnen, fast nie wurden sie einig über Gottes Wort. Zum Schluss wurde gesungen und gebetet. Sie spürte: Ich darf sein, wie ich bin. Auch sperrig. Es war kein Freundeskreis, sondern ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Sie ging hin, weil sie reden wollte, wegen der Lieder und Gebete, aus Gewohnheit. Irgendwann fand sie eigene Worte für ihren Glauben. Die Fragen wurden andere. Manchmal weiß sie nicht, wie sie beten soll. Sie weiß bloß, dass Gott an ihr festhält, die ganze Zeit. 
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