Vom Himmel geerdet - Andacht zum Himmelfahrtstag 2022

Thu, 26 May 2022 06:39:08 +0000 von Charlotte Scheller

von Charlotte Scheller

Da stehen sie am Grab und schauen in den Himmel. Der Luftballon, ein rotes Herz, schaukelt nach oben, wird immer kleiner, ein winziger Punkt im blauweiß gezupften Himmel. Dann ist er weg. 
 
Mama drückt Mias Hand. Nicht traurig sein, sagt sie, aber Mia findet das dumm. Sie ist nicht traurig, sie weiß, Opa ist jetzt im Himmel. Mia hat ein Bild gemalt. Da ist Opa drauf mit seinem Gehstock, Opa hüpft auf den Wolken wie Mia manchmal auf ihrem Bett. Neben Opa hat sie Lola  gemalt, ihre Katze. Die ist auch schon im Himmel und jetzt kann Opa mit ihr spielen. Mia lässt Mama los. Ihre Hand wandert in die Hosentasche, zu dem kleinen Stein, den Opa für sie gefunden hat, als sie zusammen am Fluss waren. Der Stein fühlt sich warm an und Mia kommt es vor, als ob Opa sie ansieht vom Himmel aus. So lieb, wie er sie angesehen hat, wenn sie bei ihm zu Hause war. Jetzt kannst du mich immer sehen, flüstert sie, überall, wo ich bin.
 
Was steht ihr da und schaut zum Himmel? Die Jünger starren Löcher in die Luft, da, wo vor ihren Augen Jesus verschwunden ist. Zum Himmel gefahren. Nicht mehr greifbar. Ausgerechnet zwei Engel holen sie auf den Boden zurück. Erinnern sie daran, was Jesus ihnen gesagt hat. Er kommt wieder. Bis dahin lässt er ihnen ein Pfand da. Den Heiligen Geist. Kein Kieselstein, eine unsichtbare Kraft, ein Feuer, das sie von innen wärmt und aus ihnen leuchtet. Sie können aufhören, nach oben zu starren. Er ist hier unten, bei ihnen, und das Leben wartet auf sie.
Quelle: Charlotte Scheller
Bestätigen

Bist du sicher?